In Indien wurde ein neuartiger, oraler Rotavirus-Impfstoff ­(Rotavac®) mit einem 3-Dosen-Schema eingeführt. Diese Vakzine ist seit 2016 Teil eines universellen Impfprogramms in Indien.

Im Rahmen der Einführung wurde eine krankenhausbasierte, multizentrische Überwachungsstudie (aktiv) an 27 Kliniken in Indien durchgeführt. Es wurden Säuglinge in die Studie eingeschlossen, welche Kriterien einer radiologisch oder chirurgisch bestätigten Invagination boten. Die relative Inzidenz einer Invagination bei Säuglingen mit einem Alter von 28 bis 350 Lebenstagen in einem Risikofenster von 1 – 7 Tagen, 8 – 21 Tagen und 1 – 21 Tagen nach der Impfung wurde untersucht.

Die Autoren fanden folgende Ergebnisse: Von April 2016 bis 2019 wurden 970 Säuglinge mit einer radiologisch oder chirurgisch gesicherten Invagination in die Studie eingeschlossen. Daten von 589 Säuglingen mit einem Alter von 28 bis 365 Tage wurden ausgewertet. Die relative Inzidenz einer Invagination nach der ersten Dosis betrug 0,83 (95-%-Konfidenz-Intervall (KI) 0 – 3) in dem 1 – 7 Tagefenster und 0,35 (95-%-KI 0 – 1,09) in dem 8 – 21 Tage Risiko-Intervall. Ähnliche Ergebnisse wurden nach der 2. Dosis (relative Inzidenz 0,86 bzw. 1,23) in den oben genannten Risiko-Fenstern und nach der 3. Dosis (1,65 bzw. 1,08) gefunden. Mittels Fall-Kontroll-Studie wurde kein Anstieg von Invaginationen nach Einführung der Impfung gefunden.

Die Autoren schließen aus ihrer Studie, dass die Rotavirus-Vakzine, welche in Indien hergestellt wird, nicht mit einer Zunahme an Invaginationen bei indischen Kindern assoziiert ist.


Literatur
Reddy SN, Nair NP et al. (2020) Inussuception after Rotavirus Vaccine Introduction in india. N Engl J Med 383: 1932


Autor
Univ.-Prof. Dr. Markus Knuf

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (2) Seite 76