Rund um die Corona-Impfung gab es in den pädiatrischen Praxen seit April viele Neuerungen, Änderungen und Planungen. Seit Kurzem ist ein Corona-Impfstoff für Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen - eiine neue Bewährungsprobe. Ein Erfahrungsbericht von Kinderarzt Markus Landzettel.

Seit April 2021 können sich pädiatrische Praxen an den COVID-Impfungen beteiligen und mithelfen, das schleppende Impftempo zu beschleunigen. Dieser Erfahrungsbericht mit Stand Ende Mai soll die Schwierigkeiten bei diesem Thema zeigen.

COVID-Impfungen sind ein wichtiger Beitrag in der Eindämmung der Pandemie und haben einen befreienden Charakter mit der Gewissheit, dass die Geimpften weniger stark erkranken und das Virus weniger verbreiten können. Nach der Priorisierung in den Impfgruppen haben wir unser Praxisprogramm nach den entsprechenden Diagnosen durchforstet [1]. Den betreffenden Familien wurde ein Impfangebot gemacht. Je nach Alter der Patienten konnte den Patienten direkt oder den Eltern das Angebot gemacht werden. Dies wurde sehr gut angenommen.

So planten wir für die nächsten Wochen Impftermine für die Erst- und Zweitimpfung in der sprechstundenfreien Zeit. Unter Beachtung des Totraumvolumens gelang es uns, die jeweils 7. bzw. 12. Impfdosis mit einzuplanen. Ein Vorgehen, das in den Impfzentren so nicht praktiziert wurde. Somit hätten – Stand Mai 2021 – bei über 30 Mio. durchgeführten Impfungen ca. 5,5 Mio. Personen mehr geimpft werden können [2].

Die Impftermine liefen erstaunlich gut. Es war zwar viel bürokratische Vorarbeit notwendig: Impfstoffbestellung, Terminvergabe, Überprüfung der Priorisierung, Dokumentation der Einwilligung und des Aufklärungsgesprächs, Meldung der Impfungen auf der KV-Seite etc. Die Geimpften waren aber sehr überrascht über den für sie sichtbaren Ablauf, der so unkompliziert erschien.

Die erste Überraschung war, dass wir zunächst nur den "Ladenhüter" von AstraZeneca bekamen, den wir für die Jugendlichen wegen der Altersbegrenzung nicht verwenden konnten. Notgedrungen weiteten wir unser Impfangebot auf die Gruppe der Großeltern in der Impfstufe 2 aus. Diese waren sehr dankbar, da sie sich in den Impfzentren erfolglos um einen Impftermin bemüht hatten.

Zweitens wurde dann die Priorisierung für den AstraZeneca-Impfstoff aufgegeben. Nun konnte sich jeder über 18 Jahre impfen lassen. Das brachte uns nochmals eine große Zahl von Anfragen ein.

Drittens wurde nur noch Impfstoff für die Zweitimpfung geliefert. Dies kippte unsere Planung erneut. Wir hatten uns ja bereits im Vorfeld Gedanken gemacht, wann wir Erst- und Zweitimpfungen bei der Bestellung der Impfstoffe berücksichtigen. Wir waren auch von festen arztbezogenen wöchentlichen Kontingenten ausgegangen. Der Strategiewechsel weg von möglichst vielen Erstimpfungen hin zu möglichst vielen Zweitimpfungen war nicht nachvollziehbar. Kam er durch die anstehende Urlaubszeit oder die Bundestagswahl zustande? Oder war dies das Ergebnis, einen Mangelzustand zentral zu verwalten, anstatt dies je nach den regionalen Bedürfnissen regeln zu lassen.

Erleichternd kam dann die vierte Überraschung in Form der längeren Haltbarkeit des BionTech-Impfstoffs, was die Planung wieder etwas vereinfachte.

Eine neue Bewährungsprobe steht nun an, da eine Zulassung zur COVID-Impfung für Jugendliche ab 12 Jahren noch vor den Sommerferien erfolgt ist. Wir werden in der Praxis nun sicher wieder neue Diskussionen um Impftermine bei begrenzten Impfstoffmengen führen müssen. Es bleibt spannend ...


Literatur

Dr. Markus Landzettel, Darmstadt


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2021; 92 (4) Seite 72