„Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel!“ Kinder- und Jugendärzte sowie Verbraucherschützer gehen jetzt hörbar in die Offensive. „Die Zeit drängt“, heißt es. Der Ruf nach gesetzlicher Regulierung wird immer lauter.

Initiatoren des Appells an Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) sind neben dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) die Verbraucherorganisation Foodwatch und die Deutsche Allianz für Nichtübertragbare Krankheiten (DANK). Konkret fordert das Bündnis eine Werbe­pause für ungesunde Lebensmittel im TV, Internet und Radio tagsüber zwischen 6 und 23 Uhr. Ungesunde Produkte sollten zudem grundsätzlich nicht mehr unmittelbar für Kinder beworben werden dürfen – etwa mit Comicfiguren oder Spielzeugbeigaben. Mehrere hundert Kinder- und Jugendärzte machen bei der Online-Aktion „Kinderärzte gegen Junkfood-Werbung“ bereits mit.

Die Lebensmittelindustrie mache täglich auf sämtlichen Kanälen gezielt Werbung für „Zuckerbomben und fettige Snacks“, kritisierte BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach. Die Folgen bekämen Kinder- und Jugendärzte in ihren Praxen zu spüren. Fälle von extremem Übergewicht und Typ-1-Diabetes bei jungen Menschen häuften sich. Demnach ist die Zahl der neu diagnostizierten Adipositas-Fälle bei Jungen in den Jahren 2019 bis 2021 nach Daten des Kinder- und Jugendreports 2022 der DAK-Gesundheit um 15 % gestiegen.

Minister Özdemir müsse daher zeitnah einen „wasserdichten und glasklaren“ Gesetzentwurf vorlegen, mit dem das Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel „umfassend“ beschränkt werde, so Fischbach. Das habe die Ampel im Koalitionsvertrag auch so festgeschrieben. Allerdings sei bislang kaum etwas in dieser Richtung unternommen worden. Die Bewertung, ob ein Lebensmittel an Kinder beworben werden dürfe, solle auf Grundlage des für diesen Zweck entwickelten Nährwertprofils der WHO erfolgen.



Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (6) Seite 421