Wir trauern um Manfred Mickley, der am 03. April 2025 plötzlich und unerwartet im Alter von nur 70 Jahren verstorben ist. "Wir denken voller Dankbarkeit an das, was wir von ihm und mit ihm lernen durften und vermissen ihn", heißt es im Nachruf von Dr. Ute Mendes.
Er arbeitete 16 Jahre lang als Diplom-Psychologe im Sozialpädiatrischen Zentrum des Vivantes-Klinikums im Friedrichshain und danach bis zum Renteneintritt im SPZ der Uniklinik Rostock.
Das Team aus dem SPZ Friedrichshain erinnert sich an einen fachlich sehr versierten, motivierten, hochengagierten und vielseitig interessierten Kollegen. Er besaß eine hervorragende Expertise im Bereich testpsychologischer Untersuchungen und der Interpretation auch schwieriger testpsychologischer Befunde. Diese Expertise gab er in zahlreichen Weiterbildungen und Veröffentlichungen weiter und trug dadurch zu einem hohen fachlichen Standard in SPZs bei.
Aus dieser Expertise erwuchs sein ehrenamtliches Engagement im Landesverband "Legasthenie und Dyskalkulie" und die Vertretung der DGSPJ in den S3-Leitlinien "Diagnostik und Behandlung von Kindern mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung" und "Rechenstörung, Diagnostik und Behandlung".
Durch sein großes Engagement innerhalb der DGSPJ und seine jahrelange Mitarbeit in der Bundesarbeitsgemeinschaft der SPZ-Psychologinnen und -Psychologen, die er viele Jahre als Sprecher vertrat, gelang es ihm, sozialpädiatrische Belange weit über das eigene SPZ hinaus zu vertreten und voranzubringen. Sehr aktiv war er bei der Vorbereitung und Durchführung der jährlichen SPZ-Psychologietage und später des Forums Sozialpädiatrie. Ihm verdanken wir das "Starter-Paket", das neuen psychologischen Kolleginnen und Kollegen den Einstieg in die SPZ-Arbeit erleichtert.
Als aktives Mitglied des Zentralen Qualitätsarbeitskreises der DGSPJ war er an der Erstellung von Qualitätspapieren wesentlich beteiligt. Es gelang ihm hierbei durch herausragende und ausgewogene Stellungnahmen und Argumentationen, die damals existierenden – teilweise auch tieferen – Gräben zwischen ärztlicher und psychologischer Sichtweise zu überwinden, was maßgeblich zum Erfolg beitrug.
Zusätzlich war er Dozent, Supervisor und Selbsterfahrungsgruppenleiter am Institut für Verhaltenstherapie Berlin (IVB). In der Ausbildung für Kinder- und Jugendlichen Psychotherapie begleitete, prägte und unterstützte er viele Kolleginnen und Kollegen, die sich am Beginn ihrer beruflichen Karriere befanden.
Alle, die ihn gut kannten, schätzen seinen Scharfsinn, seinen Humor und seine unkonventionelle Art, auf Fragen und Probleme zu reagieren. Manfred Mickley widmete sich leidenschaftlich und mit unglaublichem Engagement den Dingen, die aus seiner Sicht getan werden mussten. Er blieb hartnäckig, eigensinnig und rückte nur bei entsprechender argumentativer Überzeugung von seiner gut durchdachten und begründeten Meinung ab. Fachliche Diskussionen waren von Wohlwollen geprägt und von dem Wunsch, dass etwas gelingen bzw. besser werden möge. Manfred Mickleywar immer ansprechbar für Fragen, er war unglaublich hilfsbereit und führte Gespräche auch auf Augenhöhe, wenn er der Erfahrenere, Kompetentere war. Sein philosophisches und literarisches Interesse half ihm, über den sozialpädiatrischen Tellerrand zu schauen und z. B. aus der beruflichen Sozialisation heraus zu erklären, warum Psychologinnen und Psychologen den Ärztinnen und Ärzten manchmal als "sperrig" erscheinen – so in einem Vortrag auf einer Tagung für SPZ-Leitungen. Er hat den Boden dafür bereitet, dass Ärztinnen und Ärzte und Psychologinnen und Psychologen heute in der Sozialpädiatrie auch berufspolitisch an einem Strang ziehen.
Wir denken voller Dankbarkeit an das, was wir von ihm und mit ihm lernen durften und vermissen ihn.
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Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2025; 96 (4) Seite 286