Am 11. Dezember 2020 verstarb Privatdozent Dr. Thomas Lampert im Alter von 50 Jahren. "Wir verlieren einen großen Fachmann und Wissenschaftler mit einem ausgesprochenen Sinn für Gerechtigkeit", heißt es im Nachruf von Prof. Ute Thyen, Präsidentin der DGSPJ.

Mit Erschütterung haben wir vom viel zu frühen Tod von Thomas Lampert am 11. Dezember 2020 im Alter von 50 Jahren erfahren. Alle (Sozial-)Pädiater, die sich für die Stärkung von Public Health und der Sozialepidemiologie einsetzen und die sich für eine bessere gesundheitliche Chancengerechtigkeit von Kindern stark machen, verlieren einen kompetenten und hoch anerkannten Weggefährten.

Seit 2002 war Thomas Lampert am Robert Koch-Institut tätig, seit Anfang 2020 leitete er die Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring in der Nachfolge von Bärbel Kurth. Thomas Lampert war ein ausgewiesener Experte im Bereich der öffentlichen Gesundheit und nicht übertragbaren Erkrankungen – sein Schwerpunkt lag bei den individuellen und sozialen Determinanten von Gesundheit. Er war sehr gut mit der wissenschaftlichen Community und vielen Akteuren im Gesundheits- und Sozialwesen vernetzt und war in zahlreichen Fachgesellschaften und Gremien tätig, beispielsweise im wissenschaftlichen Gutachterkreis der Armuts- und Reichtums-Berichterstattung der Bundesregierung und der fachgesellschaftsübergreifenden Arbeitsgemeinschaft Sozialepidemiologie. Zusätzlich lehrte er an der Berlin School of Public Health der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie an der Pettenkofer School of Public Health der Ludwig-Maximilians-Universität München.

In seinem wissenschaftlichen Wirken und seiner politikberatenden Tätigkeit war es ihm ein großes Anliegen, auf sozialbedingte Ungleichheiten in den Gesundheitschancen der Menschen hinzuweisen und für gesundheitliche Chancengerechtigkeit einzutreten. Er hatte die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien besonders im Blick. Thomas Lampert war immer da, wenn es um eine Absicherung einer Aussage zu den ungleichen Lebenslagen und Chancen von Kindern ging. Das war ihm wichtig, und so erhielt die Unterzeichnerin oft eine Antwort am gleichen Tag – zum Rauchen von Müttern in der Schwangerschaft, zum Stillen, zum gelingenden Aufwachsen und vielen anderen Themen.

Bärbel Kurth antwortete auf eine Anfrage der DGSPJ, welche Mitarbeiter bei einer Stellungnahme zu den Gesundheitszielen rund um die Geburt unterstützen könne, prompt: "Thomas Lampert, unser ‚Oberguru‘ in Sachen soziale Ungleichheit steht zur Verfügung". Thomas Lampert am selben Tag per E-Mail: "… das würde ich gerne selbst übernehmen, da es ja nicht nur um die Einzelergebnisse, sondern auch um die Kernaussagen/Botschaften geht." Eben – es geht nicht um Einzelaussagen, sondern um Botschaften an die politisch Verantwortlichen, die von Präsidenten von Fachgesellschaften vielleicht pointierter formuliert werden können als von einem RKI-Mitarbeiter, die aber ohne sein Fachwissen nicht zustande gekommen wären.

Thomas Lampert ist uns vielfältig begegnet – in Beiräten, auf Symposien, Gremien. Er war ein überaus zugewandter und sozialer Mensch, der dem Gegenüber immer freundlich und voller Wertschätzung begegnete und zugleich die ihm wichtigen Themen mit großem Einsatz vorantrieb. Wir verlieren einen großen Fachmann und Wissenschaftler mit einem ausgesprochenen Sinn für Gerechtigkeit. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke – wir werden Thomas Lampert sehr vermissen und unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau, den beiden Töchtern und der Familie.



Prof. Ute Thyen
Präsidentin Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e. V.


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2021; 92 (2) Seite 123