Auch bei den sehr häufigen Adenovirus-Infektionen, die vorzugsweise Atemwegsinfektionen hervorrufen, können zentralnervöse Manifestationen auftreten. Wichtig ist, an diese seltene mögliche Komplikation zu denken.
Adenoviren stellen eine häufige Ätiologie für akute respiratorische Infektionen dar. Neurologische Manifestationen werden als selten angenommen.
Um Evidenz zu schaffen, wurde ein chinesisches Patientenkollektiv von Kindern und Jugendlichen retrospektiv in Bezug auf ZNS-Manifestationen bei Adenovirus-Infektionen untersucht. Insgesamt wurden 1.360 Kinder und Jugendliche mit Adenovirus-Infektionen identifiziert. 1.279 Patienten wiesen keinerlei ZNS-Symptome auf. 81 der mit Adenoviren infizierten Patienten boten ZNS-Symptome. Von diesen wurden 6 Patienten wegen einer vorbestehenden ZNS-Erkrankung ausgeschlossen. Weitere 54 Patienten wurden aus der Analyse herausgenommen, da sie an einer gemischten Infektion mit einer negativen Adenovirus-PCR litten.
Bei 11 Patienten wurde die Adenovirus-Infektion im Liquor gesichert. Insgesamt waren 21 Patienten mit ZNS-Manifestationen auffällig (1,5 %). Das Alter betrug im Median 1,4 Jahre und 20 (95 %) waren jünger als 5 Jahre. 6 Patienten (28 %) waren männlich. Das häufigste ZNS-Symptom war ein gestörtes Bewusstsein (100 %) gefolgt von Krampfanfällen (14,3 %). 14 Fälle (73,7 %) fielen mit einer pathologischen EEG-Ableitung auf, 6 Fälle (37,5 %) boten Auffälligkeiten in der MRT-Untersuchung des Schädels. Keiner der Patienten wurde antiviral behandelt. Bei 20 der 21 Patienten heilte die Infektion folgenlos aus. 1 Patient verstarb im Rahmen eines respiratorischen Versagens. Bei 11 Patienten konnte die Adenovirus-Infektion definitiv mittels PCR gesichert werden.
Die Autoren schließen aus der Untersuchung, dass ZNS-Manifestationen bei Adenovirus-Infektionen selten sind und Bewusstseinsstörungen das häufigste Symptom darstellen. Patienten mit einer positiven PCR auf Adenoviren wiesen im Vergleich zu solchen mit einer negativen PCR im Liquor ein jüngeres Alter auf. Die Autoren schließen ferner, dass der Virusnachweis im Liquor nicht hilfreich ist, um eine schwere der ZNS-Manifestation bei Adenovirus-Infektion einzuschätzen.
Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (1) Seite 10
