Schlaganfall, Müdigkeit, Muskelprobleme etc.: Neurologische Manifestationen bei COVID-19 sind nicht selten. Bei bis zu einem Drittel der Patientinnen und Patienten trat mindestens eine davon auf, wie eine Metaanalyse zeigt.

SARS-CoV-2-Infektionen führen vorwiegend zu Atemwegs­infektionen. Daneben sind bei Kindern und Jugendlichen wie auch bei Erwachsenen neurologische Manifestationen von großer Bedeutung.

Eine Arbeitsgruppe um Misra et al. untersuchte verschiedene Datenbanken (PubMed, Medline, Cochrane Library, ClinicalTrials.gov und EMBASE) nach Studien, welche sich von Dezember 2019 bis Dezember 2020 mit neurologischen Manifestationen im Rahmen einer COVID-19-Infektion befasst haben. Die Daten wurde in eine Metaanalyse überführt. Es wurden die gepoolte Prävalenz sowie die 95 %-Konfidenzintervalle (KI) für neurologische Manifestationen ermittelt, um einen etwaigen Zusammenhang zwischen neurologischen Manifestationen, Schweregrad der Erkrankung und Sterblichkeit zu berechnen. Insgesamt wurden in die Analyse 350 Studien eingeschlossen.

Die sehr große Zahl von 145.721 Patientinnen und Patienten mit COVID-19, von denen nahezu 90 % stationär behandelt wurden, konnte analysiert werden. Es wurden 41 neurologische Manifestationen (24 Symptome und 17 Diagnosen) identifiziert.

Die gepoolten Prävalenzen der häufigsten neurolo­gischen Symptome waren Müdigkeit (32 %), Muskelschmerzen (20 %), Geschmacksstörungen (21 %), Geruchsbeeinträchtigung (19 %) und Kopfschmerzen (13 %). Schlaganfall war die häufigste Diagnose (gepoolte Prävalenz 2 %). Die Tabelle gibt weitere neurologische Manifestationen an.

Bei Patientinnen und Patienten im Alter von ≥ 60 Jahren mit COVID-19 lag bei 34% als Symptom „akute ­Verwirrtheit/Delirium“ vor. Der Nachweis neurologischer Symptome in dieser Altersgruppe war mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert (Odds-Ratio 1,8; 95 %-KI 1,11 – 2,91).

Die Autoren folgern aus ihrer Untersuchung, dass bei bis zu einem Drittel der Patientinnen und Patienten mit COVID-19 mindestens eine neurologische Manifestation auftrat. Einer von 50 Patientinnen bzw. Patienten erlitt einen Schlaganfall. Bei Patientinnen bzw. Patienten ≥ 60 Jahren lagen Verhaltensauffälligkeiten und Sterblichkeit vor.


Literatur
Misra S et al. (2021) Frequency of neurologic manifestations in COVID-19. A systematic review and metaanalysis. Neurology 97: e2269 – 81


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (1) Seite 14-15