Steigende Geburtenraten, Zuwanderung von Flüchtlingen etc. lassen den Bedarf an Kita-Plätzen weiter ansteigen. Ein Problem dabei ist der Mangel an Fachkräften in der Kindertagesbetreuung.

Die geplante Finanzhilfe des Bundes an die Bundesländer in Höhe von 1,126 Milliarden Euro in den Jahren 2017 bis 2020 zur Finanzierung von weiteren 100.000 Plätzen in der Kindertagesbetreuung wird bei weitem nicht ausreichen.

Nach Darstellung von Thomas Rauschenbach vom Deutschen Jugendinstitut wird der zusätzliche Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder unter 3 Jahren bis zum Einschulungsalter auf rund 350.000 Plätze im Jahr 2020 ansteigen. Verantwortlich hierfür sind die steigende Geburtenrate sowie der Zuwanderungsstrom von Flüchtlingen mit Kindern in jüngster Zeit. Zudem wünschten sich immer mehr Eltern einen Betreuungsplatz für ihre Kinder.

Zugleich werde aber der steigende Bedarf an Fachkräften in der Kindertagesbetreuung bei anhaltender Entwicklung nicht mehr gedeckt werden können. Norbert Hocke von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft forderte die Bundesagentur für Arbeit auf, Kita-Erzieher in die Liste der Mangelberufe aufzunehmen. Dann könnten qualifizierte Kräfte aus dem Ausland schneller und einfacher eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis erhalten. Vor allem müsse sich die Kultusministerkonferenz der Ausbildungssituation bei den Erziehern annehmen. Dabei dürfe es aber in keinem Fall zu einer Schmalspurausbildung für Quereinsteiger kommen.

Kommentar:
Die Liste der Mangelberufe wird immer länger. Ganz oben auf der Listen stehen schon die Ärzte und Pfleger, jetzt kommen die Erzieher noch hinzu. Wo, so fragt man sich angesicht des drohenden Erziehermangels, sollen denn all diese qualifizierten Kräfte so schnell herkommen? Die bisherigen Investitionen - so bemerkenswert sie auch sind - werden hierfür nicht ausreichen. Und wenn die Fachkräfte in der Kita und in der Pflege nicht endlich besser bezahlt werden, wird sich nichts Grundsätzliches zum Besseren wenden. Insbesondere Erzieher wird man dann auch in Zukunft weiterhin mit der Lupe suchen müssen.


Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2017; 88 (4) Seite 222