Die jüngsten vom Robert Koch-Institut veröffentlichen Ergebnisse des Impfsurveillance bestätigen, dass bei fast allen Impfungen im Kindes- und Jugendalter weiterhin Defizite bestehen.

Wie bereits in den vergangenen Jahren zeigen die Analysen des RKI, dass Kinder in Deutschland oftmals zu spät und zu wenig geimpft werden und dadurch unnötig lange einer Infektionsgefahr ausgesetzt sind. Die national und international angestrebten Impfquotenziele werden bei keiner Impfung erreicht. Allerdings fallen bei der Inanspruchnahme aller Impfungen deutliche regionale Unterschiede auf.

Besonders bei den Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio, Haemophilus influenzae b (Hib) und Hepatitis B zeigten sich bei den kleinen Kindern nur mäßige Impfquoten. Empfehlungen zum Nachholen fehlender Impfungen werden aber bis zum Alter des Schulbeginns vielfach umgesetzt. Dies erfolgt aber nicht bei allen Kindern, so dass auch hier Bedarf für das Schließen von Impflücken besteht.

Einen Anstieg der Impfquoten für alle Altersgruppen über die Zeit verzeichneten fast ausschließlich die Impfungen, die erst in den vergangenen 10 bis gut 15 Jahren in den Impfkalender der Säuglinge aufgenommen wurden, wie die Impfungen gegen Varizellen, Pneumokokken, Meningokokken C und Rotaviren. Einen leichten Anstieg gab es in den vergangenen 10 Jahren auch bei der Masern-Mumps-Röteln-Impfung und hier insbesondere bei der 2. Impfstoffdosis. Gegen Masern wird aber oftmals zu spät und insgesamt noch zu wenig geimpft. Nach den aktuellen Daten waren im Alter von 24 Monaten 76 % der Kinder zweimal gegen Masern geimpft, zum Schuleingang hatten 93 % der Kinder die 2. Impfung erhalten.

Während sich in den Auswertungen zum Impfstatus bei Schulbeginn der leichte Rückgang der Impfquoten bei den Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis fortsetzt, scheint er bei der Impfung gegen Poliomyelitis und Haemophilus influenzae Typ b (Hib) zum Stillstand zu sein. Gleichzeitig steigen die Impfquoten der Hepatitis-B-Impfung weiter leicht an.

Erstmals wurden vom RKI nun auch differenzierte FSME-Impfquoten aus den ausgewiesenen Risikogebieten bei Kindern und Jugendlichen im Alter unter 18 Jahren veröffentlicht: Die Quoten liegen in allen Regionen auf einem niedrigen Niveau und unterscheiden sich stark. Die Impfquoten erreichten 2019 in Bayern den höchsten Wert (33,5 %), den niedrigsten im Saarland (12,9 %). Im Vergleich zum Vorjahr weichen sie in den meisten Fällen nur geringfügig ab.

Bei 15-jährigen Mädchen ist der Anteil derer, die eine vollständige Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) erhalten haben, in den vergangenen Jahren zwar leicht und kontinuierlich auf 47 % angestiegen. Das Public-Health-Potenzial in Bezug auf die Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs und anderen HPV-assoziierten Karzinomen und Krebstodesfällen wird mit diesem Wert aber nicht annähernd erreicht. ausgeschöpft. Mit Impfquoten von rund 5 % für eine vollständige Impfung verlief der Start der seit August 2018 empfohlenen HPV-Impfung der Jungen eher schleppend. Vergleichende Analysen deuten auf eine ähnliche anfängliche Impfskepsis hin wie zum Start der Impfung bei den Mädchen.

Das Inkrafttreten des Masernschutzgesetzes und der Beginn der Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-)Pandemie im Jahr 2020 in Deutschland überlagern sich zeitlich. Eine zeitgerechtere Inanspruchnahme der Masernimpfung – und möglicherweise auch weiterer Impfungen – bei Kleinkindern konnte im ersten Jahr dieser beiden Ereignisse festgestellt werden. Ein Rückgang von Impfquoten der Routineimpfungen wurde in diesem Zeitraum hingegen nicht verzeichnet.


Quelle: Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch-Institutes 49/2021 – Impfquoten von Kinderschutzimpfungen in Deutschland –aktuelle Ergebnisse aus der RKI-Impfsurveillance


Katharina Maidhof-Schmid / Raimund Schmid