Für etwa 2000 junge Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes steht jährlich der Wechsel vom kinderdiabetologischen Behandlungsteam in die Erwachsenenmedizin an. Vielen jungen Diabetikern gelingt diese Transition jedoch nicht. Und das kann weitreichende Folgen haben.

Wenn die ärztliche Begleitung für eventuell notwendige Therapieanpassungen fehlt, kann es zu ernsthaften - unter Umständen - lebensgefährlichen Folgen kommen. Dazu gehören etwa Stoffwechselentgleisungen und langfristig vorzeitige Erblindung, Nierenversagen oder Amputationen. Neben den seit vielen Jahren bekannten Problemen bei der Transition kommen nun neue Herausforderungen hinzu. Denn in der Kinderdiabetologie sind moderne sensorgesteuerte Insulinpumpensysteme zur Glukosekontrolle wie die so genannten AID-Systeme (Automatische Insulin Dosierung) häufiger im Einsatz als in der Erwachsenenmedizin. Eine entsprechende Expertise für Schulung und Begleitung im Umgang mit modernen Diabetestechnologien fehlt jedoch vielerorts in der Erwachsenentherapie. Auf der jüngsten gemeinsamen Online-Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) zeigten Expertinnen und Experten, wie Transition gelingen kann und wo noch Handlungsbedarf besteht.

Moderne Technologien wie Insulinpumpen und Glukosesensoren sind in der Kinderdiabetologie inzwischen viel weiterverbreitet als in der Erwachsenenmedizin. Mehr als 90 Prozent der Kinder unter sechs Jahren nutzen die modernen Diabetestechnologien, die auch bei älteren Kindern und Jugendlichen weit verbreitet sind, zur täglichen Stoffwechselkontrolle. Im Gegensatz dazu beträgt der Anteil der betroffenen Erwachsenen über 20 Jahre mit einer Insulinpumpentherapie unverändert 20 bis 30 Prozent.

Moderne AID-Systeme regulieren die Glukosemessung und Insulinabgabe teilautomatisch. Dabei ahmen sie die natürliche Funktion der Bauchspeicheldrüse nach. Das ermöglicht, täglich länger im Glukosezielbereich zu sein und das Risiko für Stoffwechselschwankungen zu verringern – insbesondere nachts. Studien zeigen demnach auch einen klaren Vorteil einer Langzeittherapie per AID-Systemen. Alle AID-Systeme setzen jedoch voraus, dass die Nutzenden umfassend geschult sind und in ungewöhnlichen oder kritischen Situationen richtig reagieren können. Momentan gibt es noch zu wenig qualifizierte Behandlungseinrichtungen für die Betreuung moderner AID-Technologien. Für die jungen Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes im Transitionsprozess kann es daher schwierig sein, eine Behandlungseinrichtung in der Nähe zu finden, die mit dem Auslesen von ambulanten Glukoseprofilen und der Anpassung von AID-Systemen vertraut ist.

Die Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) fordern daher die weitere Verbesserung der Transition in die Erwachsenendiabetologie insbesondere auch wegen des derzeit rasch zunehmenden Einsatzes hochspezialisierter Diabetestechnologien.


Katharina Maidhof-Schmid