Ein zu hoher Blutdruck bedeutet nicht nur für Erwachsene ein hohes gesundheitliches Risiko. Auch zunehmend mehr Kinder und Jugendliche sind davon betroffen, ohne dass sie oder ihre Eltern etwas davon wissen. Doch wie stark ist dieses Phänomen tatsächlich verbreitet?

Aufschlüsse darüber liefert eine Mitteilung der Stiftung Kindergesundheit anlässlich des Welt-Hypertonie-Tages 2023. Unter einem zu hohen Blutdruck leidet bereits heute fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland, bei den über 60-Jährigen ist sogar jeder Zweite betroffen.

Doch auch überraschend viele Kinder und Jugendliche leiden unter hohem Blutdruck, ohne dass sie oder ihre Eltern etwas davon ahnen. Laut Angaben der Deutschen Hochdruckliga haben etwa 3 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland einen zu hohen Blutdruck. Bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht sind bis zu 25 % von einer Hypertonie betroffen. Vor allem in der Pubertät werden immer öfter bedenkliche Blutdruckwerte gemessen, wobei Jungen 3- bis 4-mal häufiger betroffen sind als Mädchen. Das Gefährliche dabei ist: Wie bei den Erwachsenen äußert sich ein zu hoher Blutdruck auch bei Kindern und Jugendlichen nicht mit eindeutigen Krankheitszeichen. Er verläuft meist ohne spürbare Beschwerden und besonders im Kindesalter fehlen die Symptome oft völlig. „Ein zu hoher Blutdruck wird daher immer noch häufig zu spät erkannt und behandelt“, kritisiert der Münchner Kinder- und Jugendarzt Prof. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. Bereits eine milde Hypertonie steigert jedoch das Risiko, bereits im jungen Erwachsenenalter an Herz oder Nieren zu erkranken oder einen Schlaganfall zu erleiden.

Um die Folgen eines hohen Blutdrucks zu verhindern, wären regelmäßige Messungen des Blutdrucks schon bei Kindern vom dritten Lebensjahr an etwa alle 2 Jahre empfehlenswert, betont die Stiftung Kindergesundheit im Einklang mit der Europäischen Gesellschaft für Bluthochdruck. Bei besonders gefährdeten Kindern sollte der Blutdruck noch häufiger kontrolliert werden, empfiehlt Koletzko. Die Realität sieht indes ganz anders aus: Bei den Vorsorgeuntersuchungen ist bislang in der Regel erst bei der Jugendgesundheitsuntersuchung J1 – also 10 Jahre später – eine Blutdruckmessung vorgesehen.



Autor
Katharina Maidhof-Schmid

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (4) Seite 237