Hydroxychloroquin und Chloroquin wurden als möglicherweise effektive Substanzen in der Behandlung von COVID-19-Patienten identifiziert. In 2 randomisierten Studien wurde die Effektivität von Hydroxychloroquin geprüft.

In einer 1. Untersuchung (Recovery-Collaborative-Group) wurden 1.561 Patienten, die wegen einer COVID-19-Infektion hospitalisiert werden mussten, mit Hydroxychloroquin (Loading-Dose 800 mg, gefolgt von 400 mg 12 Stunden nach der Loading-Dose und jeweils 400 mg alle 12 Stunden für 9 Tage) behandelt [1]. Den 1.561 Patienten wurden 3.155 Patienten mit einer „traditionellen Behandlung“ gegenübergestellt. Bedauerlicherweise starben 421 Patienten (27 %) in der Hydroxychloroquin-Gruppe und 790 (25 %) in der Standardtherapie-Gruppe (Rate-Ratio: 1,09; 95-%-Konfidenzintervall (KI) 0,97 – 1,23; p = 0,15). Der Anteil jener infizierten Patienten, die 28 Tage nach Erkrankungsbeginn entlassen werden konnten, betrugen in der Hydroxychloroquin-Gruppe 59,6 %. Im Vergleich zu 62,9 % in der Standardtherapie-Gruppe (95-%-KI 0,83 – 0,98). In der Hydroxychloroquin-Gruppe musste ein höherer Anteil der Patientinnen und Patienten beatmet werden oder starb (30,7 % vs. 26,9 % (RR: 1,14; 95-%-KI 1,03 – 1,27).

Die Autoren der Recovery-Studie schließen aus ihrer Untersuchung, dass Hydroxychloroquin nicht mit einer niedrigeren Inzidenz von Todesfällen 28 Tage nach COVID-19-Infektion im Vergleich zur Standardtherapie einhergeht.

Eine andere Forschergruppe untersuchte den Stellenwert von Hydroxychloroquin mit oder ohne Azithromycin bei leicht bis moderat an COVID-19-erkrankten Patientinnen und Patienten [2]. Die Studie war als multizentrische, randomisierte Open-­label-Studie in kontrollierter Weise angelegt. Es wurden Patientinnen und Patienten mit nachgewiesener COVID-19-Erkrankung ­ohne Sauerstoffbedarf eingeschlossen und in einer 1:1:1-Ratio randomi­siert: Standardbehandlung, Standardbehandlung plus Hydroxychloroquin (400 mg 2x täglich) oder Standardtherapie plus Hydroxy­chloroquin (4 mg 2 x täglich) plus Azithromycin (500 mg 1 x täglich) für 7 Tage. Als primärer Endpunkt wurde der klinische Status 15 Tage nach Infektionsbeginn identifiziert.

Die Autoren haben 667 Patientinnen und Patienten in die Studie eingeschlossen. 504 wiesen eine bestätigte COVID-19-Infektion auf und wurden in die Intention-to-treat-Analyse aufgenommen. Im Vergleich zur Standardbehandlung ließ sich kein Unterschied bezüglich des „Outcomes“ zwischen den einzelnen Studiengruppen 15 Tage nach Erkrankungsbeginn feststellen. Eine QT-Zeit-Veränderung und erhöhte Leberenzyme traten häufiger bei jenen Patienten auf, die Hydroxychloroquin allein oder in Kombination mit Azithromycin erhielten.

Die Autoren schließen aus der Untersuchung, dass Patientinnen und Patienten mit einer leichten bis moderaten COVID-19-­Infektion nicht von Hydroxychloroquin allein oder zusammen mit Azithromycin profitieren.

Kommentar:
Es liegen 2 hochwertige, kontrollierte Untersuchungen vor, die den Stellenwert, vor allem von Hydroxychloroquin, in der Behandlung von schwer bzw. leicht bis moderat an COVID-19-infizierten Patientinnen und Patienten untersuchen. Es ließ sich kein eindeutiger Vorteil für Patientinnen und Patienten durch Hydroxychloroquin (mit oder ohne Azithromycin) ermitteln. Eine generelle Therapieempfehlung ist daher nicht angezeigt.

Literatur
1. Recovery Collaborative Group (2020) Effect of Hydroxychloroquine in Hospitalized Patients with Covid-19. N Engl J Med 383: 2030
2. Cavalcanti AB, Zampieri FG et al. (2020) Hydroxychloroquine with or without Azithromycin in Mild-to-Moderate Covid-19. N Engl J Med 383: 2041


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2021; 92 (6) Seite 370