Menschliche Muttermilch enthält über 150 verschiedene Oligosaccharide, die sogenannten „Humane Milch Oligosaccharide“ kurz HMO. Diese Mehrfachzuckermoleküle werden als sehr positiv für die Ernährung des gestillten Kindes angesehen. Sind die HMOs aber auch in der Säuglingsmilch von Vorteil?

Bei industriell hergestellten Säuglingsmilchnahrungen wird damit geworben, dass die Säuglingsmilch HMO enthält und damit der Muttermilch sehr nahekommt. Denn die HMO in der Muttermilch wirken antibakteriell, gelten als immunstärkend und beeinflussen die Darmflora positiv.

Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Berthold Koletzko hat nun eine Stellungnahme vorgelegt, die den Zusatz synthetischer Oligosaccharide zu Säuglingsnahrungen und deren Marketing untersucht. Eine bevorzugte Verwendung von Säuglingsnahrungen mit synthetischen Oligosaccharid-Zusätzen wird von der Kommission derzeit nicht empfohlen. Es bestünden zwar keine Sicherheitsbedenken mit Zugabe bisher zugelassener Oligosaccharide, aber es ließen sich auch keine belastbaren Schlussfolgerungen auf klinisch relevante Vorteile ziehen.

Die Kommission schätzt die Verwendung von Begriffen wie „Humane Milch-Oligosaccharide“ und entsprechenden Abkürzungen wie „HMO“ bei der Bewerbung von Säuglingsnahrung durchaus als unzulässige Idealisierung ein, die von Herstellern beendet und von den zuständigen Überwachungsbehörden unterbunden werden sollte.

Kinder- und Jugendärzte sollten daher Familien informieren, dass die praktizierte Anreicherung von Säuglingsnahrungen mit synthetischen Oligosacchariden den Vergleich mit der komplexen Oligosaccharid-Zusammensetzung der Muttermilch nicht standhalten kann.


Katharina Maidhof-Schmid