Weltweit leben nach Angaben von UNAIDS (The Joint United Nations Programme on HIV/AIDS) ca. 1,7 Million Kinder im Alter unter 15 Jahren mit HIV. In Deutschland stellen Kinder im Alter unter 15 Jahren die kleinste der von HIV-Infektionen betroffene Gruppe dar.

Aktuell leben hier nach Angaben des Robert Koch -Institutes etwa 500 HIV-infizierte Kinder, jährlich kommen etwa vier bis fünf neue Fälle hinzu.

Wie die Studie GEPIC (German Cohort of Perinatally Infected Children) nachweist, sind HIV-Infektionen bei Kindern unter 15 Jahren fast ausschließlich auf Mutter-Kind-Übertragungen zurückzuführen. In der Studie hatte man 339 Fälle von HIV-positiven Kindern der Geburtenjahrgänge 1999 bis 2016 ausgewertet, die dem Robert Koch-Institut (RKI) bis Ende 2018 gemeldet wurden. Bei 322 von ihnen wurde eine Transmission von der Mutter auf ihr Kind als wahrscheinlichster Übertragungsweg angegeben. Von diesen Kindern wurden 169 (52 %) in Deutschland geboren, 141 (45 %) im Ausland, und bei 12 (3 %) Kindern konnte das Geburtsland nicht in Erfahrung gebracht werden. Bei 59 % der in Deutschland geborenen Kinder war der HIV-Status der Mutter den betreuenden Ärzten zum Zeitpunkt der Geburt nicht bekannt. Die große Bedeutung von Migration für die Zahl der HIV-Diagnosen bei Kindern in Deutschland wird deutlich, wenn man die Herkunft der Mütter betrachtet. Nur 84 (26 %) der 322 Mütter stammten aus Deutschland, 115 (35 %) aus Subsahara-Afrika.

Die Mutter-Kind-Übertragungshäufigkeit in Deutschland hat sich im Zeitraum 2008 bis 2016 – verglichen mit der Zeitspanne 1999 bis 2007 – mehr als halbiert. In Deutschland entbinden pro Jahr etwa 250 HIV1-positive Schwangere, vorwiegend in spezialisierten Zentren. Ohne medizinische Intervention liegt die Mutter-Kind-Übertragungsrate von HIV unter der Schwangerschaft, während und nach der Geburt (durch Stillen) zwischen 15 und 45 %. Untersuchungen zufolge werden davon 7 % der Kinder intrauterin, 18 % kurz vor oder während der Geburt und 15 % durch Stillen infiziert.

Mutter-Kind-Übertragungen von HIV können heute auf 1 bis 2 % gesenkt werden. Ein vollständigeres HIV-Screening und die antiretrovirale Therapie Schwangeren sowie eine Reihe weiterer medizinischer Interventionen wie Sectio-Entbindung bei noch nachweisbarer HI-Viruslast bei der Schwangeren, leitliniengerechte Versorgung der HIV1-exponierten Neugeborenen und Stillverzicht können eine vertikale Übertragung verhindern.

Noch immer zu beobachtende Mutter-Kind-Übertragungen müssen zunehmend auf Versorgungslücken und -barrieren für migrierende und migrierte Schwangere zurückgeführt werden. Aktuell trifft das auch für Fälle von geflüchteten ukrainischen Schwangeren zu, die aufgrund des Krieges nicht ausreichend behandelt oder getestet wurden.

Katharina Maidhof-Schmid


Quelle: German Cohort of Perinatally Infected Children