Kinder- und Jugendärzte sehen in der nun doch politisch eingeläuteten Werbebeschränkung für ungesunde Lebensmittel einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Dieser Schritt reicht nach Ansicht der Pädiater aber immer noch nicht aus.

Lange drängten kinderärztliche Verbände und Gesellschaften sowie der Deutschen Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK). Nun endlich hat Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) Eckpunkte eines Gesetzesentwurfes vorgestellt, der eine starke Werbebeschränkung für ungesunde Lebensmittel für Kinder unter 14 vorsieht. Als Grundlage hierfür soll nach dem Willen Özdemirs das Nährwertmodell der WHO-Europa dienen. Die Süßwarenindustrie lehnt den Gesetzentwurf erwartungsgemäß als unverhältnismäßig ab und sieht zudem verfassungsrechtliche Bedenken.

Ganz anders die Haltung der Kinder- und Jugendärzte. Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), beispielsweise hält ein Werbeverbot ungesunder Kinderlebensmittel in der Zeit von 6 bis 23 Uhr für überfällig. „Gerade in den Abendstunden können Werbetreibende nachweislich die größte Anzahl von Kindern erreichen.“ Das könnte sich nun ändern. Denn ein Werbeverbot in der Primetime bedeutet, dass beispielsweise in der Werbepause bei Fußballübertragungen oder Castingshows keine „Junkfood-Werbung“ mehr platziert werden dürfe, unterstrich Fischbach. „Ein Schritt in die richtige Richtung.“

Der BVKJ-Präsident untermauerte jedoch, dass sich Kinder- und Jugendärzte und -ärztinnen weitere Schritte von Seiten der Politik wünschten, um mehr Anreize für den Konsum gesunder Lebensmittel zu schaffen. „Viele Familien stehen durch die hohen Lebenshaltungskosten unter starkem finanziellem Druck. Wir plädieren daher dafür, dass gezielt die Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse gesenkt wird.“ Im Gegenzug dazu sollten nach den Vorstellungen Fischbachs die Steuern insbesondere auf zuckerhaltige Getränke erhöht werden. Das wären dann weitere längst notwendige Schritte in die richtige Richtung.


Raimung Schmid