Suizide kommen bei Kindern vor der Pubertät selten vor, sie betreffen in erster Linie Jugendliche im Alter zwischen 15 und 19 Jahren sowie Erwachsene. Dennoch gibt es auch jüngere Kinder, die keinen anderen Ausweg mehr sehen, als sich das Leben zu nehmen. Die Risikofaktoren für eine Suizidgefährdung müssen daher stark beachtet werden.

In den USA haben Suizide von Kindern in den vergangenen Jahren zugenommen und gelten als die achthäufigste Todesursache bei 5- bis 11-Jährigen. Um besser zu verstehen, was die Kinder zu dieser schrecklichen Tat treibt, haben US-Forscher Berichte und Daten des National Violent Death Reporting System (NVDRS) zu gewaltsamen Todesfällen bei Kindern untersucht und konnten eine Reihe von Gemeinsamkeiten erkennen. Sie analysierten die Daten von 134 Selbsttötungen von Fünf- bis Elfjährigen Kindern aus 37 US-Bundesstaaten aus dem Zeitraum von 2013 bis 2017.

Die Mehrzahl (75 Prozent) der Kinder war männlich und im Alter von zehn oder elf Jahren. Fast alle Suizide ereigneten sich zu Hause, die meisten im Kinderzimmer. Etwa in der Hälfte der Fälle waren die Kinder allein zu Hause. Die überwiegende Zahl der Kinder (78 Prozent) hatte sich erhängt oder erstickt, mit einer nicht sicher aufbewahrten Schusswaffe aus elterlichem Besitz tötete sich etwa ein Fünftel der Kinder. Die wenigsten Suizide (3 Prozent) ereigneten sich durch Vergiftungen oder andere Methoden.

Die Forschungsgruppe um Donna Ruch konnte eine Reihe von Warnzeichen und Risikofaktoren ausmachen, von denen oft mehrere zusammenkamen. Psychische Vorbelastungen und Störungen wie ADHS und Depressionen bestanden bei einem Drittel der Fälle, häufig waren die Kinder zum Zeitpunkt des Suizids in psychiatrischer Behandlung. Bereits bestehende Suizidalität und Suizidgedanken, über die auch mit Eltern oder Gleichaltrigen gesprochen wurde, erwiesen sich als weitere Risikofaktoren. Suizidgefährdet sind auch Kinder, die Traumata wie Missbrauch, Vernachlässigung, häusliche Gewalt, Drogenmissbrauch in der Familie oder den Tod eines nahen Angehörigen erlebt hatten.

Schwere familiäre Probleme wie Drogenabhängigkeit, psychische Erkrankungen oder Kriminalität der Eltern gab es bei 40 Prozent der Fälle. Probleme mit der Schule wurde bei mehr als einem Drittel angegeben. Die Betroffenen hatten einen Schulverweis erhalten oder wurden sonderpädagogisch gefördert. Als Risikofaktoren wurden auch Probleme mit Gleichaltrigen oder Mobbing bewertet, allerdings sind sie laut der Autorin Dr Donna Ruch nur im Zusammenhang mit weiteren Problemen für einen Suizid ausschlaggebend. Den Suizid löst häufig ein einzelnes verstörendes Ereignis aus wie Streit mit den Eltern oder eine Bestrafung aus.

Um Suizide bei Kindern zu verhindern, werden folgende konkrete Vorschläge zur Prävention hin zu einem verbesserten Einschätzen des Suizidrisikos bei gefährdeten Kindern unterbreitet: Stärkung der familiären Beziehungen und die kindersichere Aufbewahrung von Waffen.


Literatur

Katharina Maidhof-Schmid