Wenn das keine alarmierende Entwicklung ist: 5,8 Prozent aller Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren zeigen mittlerweile ein gestörtes Internet– oder Computerspielverhalten. Was tun?

Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren sind danach pro Woche im Durchschnitt etwa 22 Stunden mit Computerspielen oder der Internetnutzung beschäftigt. Zu den Herausforderungen und Risiken der virtuellen Welt für junge Menschen informierte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) anlässlich der Computerspielemesse gamescom, die in Köln stattgefunden hat.

Eltern sollten medienkompetente Vorbilder sein

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, erläuterte dazu: Die jungen Menschen „haben Schwierigkeiten, ihr Spiel zu kontrollieren und zeigen ‚Entzugserscheinungen‘ wie Aggressivität, Rückzug vom Alltag oder Depressionen. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung, der wir mit Aufklärungskampagnen wie den Net-Piloten oder gezielten Hilfsangeboten wie der Online-Ambulanz OASIS wirksam entgegenwirken können.“

Mortler weiter: „Aber auch die Eltern müssen wachsam bleiben, mit ihren Kindern darüber sprechen und ein medienkompetentes Vorbild sein: Wer selbst beim Abendessen das Smartphone oder Tablet nicht mehr weglegt, ist den Kids gegenüber wenig glaubwürdig und vermittelt sicherlich keine gesunde Online/Offline-Balance.“ (Weitere Infos unter bpaq.de/g-gamescom-2017)

Politik und Zivilgesellschaft müssen Hand in Hand arbeiten

Auch Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Katarina Barley ist besorgt und sieht Handlungsbedarf beim Jugendmedienschutz: Doch „einen guten Schutz bekommen wir nur hin, wenn Politik und Zivilgesellschaft hier Hand in Hand arbeiten.“

Gemeinsam mit der Vorsitzenden der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), Martina Hannak-Meinke, hat die Bundesfamilienministerin deshalb im Sommer 2017 eine strategische Zielvereinbarung für den neuen Fachbereich „Weiterentwicklung des Kinder- und Jugendmedienschutzes, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit“ bei der BPjM vereinbart.

Social-Web-Dienste: unzureichender Schutz für junge User

Auch Untersuchungen des Kompetenzzentrums bei jugendschutz.net zeigen dringenden Handlungsbedarf: So stellt jugendschutz.net bei allen geprüften und stark genutzten Social-Web-Diensten einen unzureichenden Schutz für junge User fest. Die Betreiber löschen zu wenige Verstöße, konfigurieren die Profile junger User nicht sicher genug und halten keine ausreichenden Hilfesysteme bereit.

Die gemeinsam von jugendschutz.net und der Stiftung Warentest durchgeführte Untersuchung von 50 unter Kindern beliebten Smartphone-Spiele-Apps hat ergeben, dass keine einzige als unbedenklich eingestuft werden konnte. Vermeintlich kostenlose Apps haben sich im Ergebnis als Kostenfalle entpuppt, und es mangelt regelmäßig am Kinder- und Datenschutz.

Lichtblicke: verschiedene Initiativen klären auf

Doch es gibt Lichtblicke. Schon jetzt unterstützt das Bundesfamilienministerium Kinder und Eltern bei der Mediennutzung und -erziehung. Der Medienratgeber „Schau Hin! Was Dein Kind mit Medien macht.“ schätzt aktuelle Entwicklungen am Medienmarkt für Eltern ein.

Das Initiativbüro Gutes Aufwachsen mit Medien unterstützt pädagogische Fachkräfte und Eltern und stellt Informationen aus Medienerziehung und Medienbildung gebündelt und verständlich aufbereitet zur Verfügung. Hier finden sich auch App-Rezensionen aus der umfangreichen Datenbank des Deutschen Jugendinstitutes (DJI), in der die wichtigsten Apps für Kinder pädagogisch bewertet werden.

Daneben fördert das BMFSFJ Rat- und Hilfeangebote wie jugend.support und jugendschutz.net.


Quellen: Gamescom 2017 | BMFSFJ | ras