Während 2016 nicht mal 10 % der Minderjährigen zum Glimmstängel gegriffen haben, sind es nun fast doppelt so viele. Wie kommt das?

Das hatte man eigentlich nicht mehr für möglich gehalten: Der Anteil der Raucher an der mindestens 14-jährigen Bevölkerung ist in den vergangenen beiden Jahren von 26,6 auf 35,5 % gestiegen.

Inzwischen rauchen wieder mehr als 400.000 Minderjährige Zigaretten. Seit 2016 gab es keine so hohe Tabakraucherquote mehr. Unter den 14- bis 17-Jährigen hat sich der Anteil der Tabakraucherinnen und -raucher fast verdoppelt – von 8,7 auf 15,9 %, wie aus den Erkenntnissen der Erhebung „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ (DEBRA-Studie) hervorgeht. Damit haben 2022 etwa 200.000 mehr minderjährige Raucherinnen und Raucher geraucht als noch 2021. Auch bei E-Zigaretten ist unter jungen Erwachsenen der Nikotinkonsum stark hochgeschnellt.

Studienleiter Daniel Kotz sprach von einem „erschreckenden Ergebnis.“ Der Professor für Suchtforschung am Institut für Allgemeinmedizin der Universität Düsseldorf vermutet, dass der Dauerstress durch Pandemie, Krieg und Krise viele gerade jüngere Menschen zur Zigarette greifen lasse. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigte sich entsetzt: „Diese Studienergebnisse sind ein sehr großer Grund zur Sorge.“

Kommentar:
Das ist in der Tat ein erschreckender Trend: Während 2016 nicht mal 10 % der Minderjährigen zum Glimmstängel gegriffen haben, sind es nun nach der Zeitenwende fast doppelt so viele. Unter den jungen Erwachsenen sieht es noch düsterer aus: Der Anteil der Tabakkonsumentinnen und Konsumenten liegt bei den 18- bis 24-Jährigen inzwischen wieder bei rund 41 %! Wir brauchen daher – wieder mal – Maßnahmen für einen besseren Jugendschutz, stellt der Bundesgesundheitsminister völlig zu Recht fest. Konkret heißt das, dass rasch – an diese Krisenzeiten angepasste – altersspezifische Präventionsprogramme neu aufgelegt werden müssen. Und aus der Vergangenheit wissen wir: Es wird leider eine Weile dauern, bis sich dann wieder Erfolge einstellen werden.


Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (2) Seite 86