In Deutschland werden über 80 % der Kinder und Jugendlichen von niedergelassenen Pädiatern betreut. Wie wirkt sich die COVID-19-Pandemie konkret auf diese Praxen aus?

Um diese Frage nach der Relevanz von SARS-CoV-2 in der ambulanten pädiatrischen Versorgung in Deutschland zu beantworten, sind bis Anfang September 2020 insgesamt 557 Kinder- und Jugendärzte befragt worden, die in diesem Zeitraum insgesamt 670.000 Kinder betreut haben (Co-Ki Studie). Die Ergebnisse sind Anfang November in der Zeitschrift „Monatsschrift Kinderheilkunde“ vorgestellt worden. Dabei wird die zentrale Onlineerfassung von Fallzahlen, individuellen Fallbeschreibungen und Beobachtungen zu Infektionen und Erkrankungen mit SARS-CoV 2 unter www.co-ki.de stets aktualisiert und fortgeschrieben.

Die Ergebnisse sehen im Detail wie folgt aus:

Bisher sind von den 557 Pädiatern 9803 Kinder gemeldet worden, die als Verdachtsfälle gelten. Bei 7707 Kindern wurden PCR-Testungen mittels Nasen /Rachenabstrich durchgeführt, von denen 198 Abstriche (2,6 %) positiv ausfielen. Zudem wurden 731 Kinder auf SARS-CoV-2-Antikörper getestet. In 82 Fällen (11,2 %) konnte hierfür ein Nachweis erbracht werden.

Die Pädiater wurden außerdem gebeten, mutmaßliche Ansteckungsketten qualitativ zu schildern: So wurden mehrere Beispiele von Großfamilien beschrieben, in denen ein Kind außerfamiliär angesteckt wurde und die Infektion trotz intensivem, körpernahem Kontakt innerhalb der Familie dennoch nicht weitergegeben hat. Diese Daten aus den niedergelassenen Praxen belegen erneut, dass Kinder keine bedeutenden Virusträger zu sein scheinen.

Dies konnte insbesondere im Hinblick auf die Übertragung an Erwachsene nachhaltig untermauert werden. Mit einer einzigen Ausnahme bekräftigten alle teilnehmenden Kinder- und Jugendärzte, keinen Fall nachweisen zu können, in dem ein Erwachsener durch ein Kind infiziert wurde. Es gab nur einen mutmaßlichen Verdachtsfall einer Übertragung der SARS-CoV-2-Infektion von einem Kind auf einen Erwachsenen, der aber nicht vollends erhärtet werden konnte.

Einschränkend muss allerdings erwähnt werden, dass Eine Vielzahl der SARS-CoV-2-Abstriche nicht in Kinder- und Jugendarztpraxen, sondern in Gesundheitsämtern, Kliniken und durch andere ärztliche Fachrichtungen vorgenommen werden. Die Ergebnisse dieser Erhebung von Seiten der niedergelassenen Pädiater stellt daher nur einen kleinen Ausschnitt aus der Gesamtzahl auftretender SARS-CoV-2-Infektion dar. Daher können die Ergebnisse dieser Studie nicht ohne Weiteres verallgemeinert werden.

Dennoch lässt sich feststellen: Kinder sind damit nach den Erkenntnissen aus der ambulanten Pädiatrie keine relevante Infektionsquelle für SARS-CoV 2. Und: Die Daten aus der ambulanten Pädiatrie stellen gerade im Hinblick auf die immer wieder neu diskutierten Kindergarten- und Schulschließungen beziehungsweise der partiellen Einführung von Hybridunterricht eine weitere wichtige Ergänzung zum stationären Register und den Daten der Gesundheitsämter dar.



Quelle: ras