Die Beschäftigung mit „Social Media“ und Computerspielen hat in der Coronazeit stark zugenommen, bei über 200.000 Kindern und Jugendlichen wird bereits suchtartiges Verhalten beobachtet.

Eine gemeinsame Studie der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf untersuchte von September 2019 bis Mai 2021 die digitale Mediennutzung von 1.200 Kindern und Jugendlichen und deren Eltern. Bei mehr als 4 % aller 10- bis 17-Jährigen wird das Verhalten als krankhaft eingestuft, Jungen sind mit 3,2 % deutlich häufiger betroffen als Mädchen mit 0,9 %. Im Vergleich zu 2019 bedeutet das laut DAK einen Anstieg um 50 %. Jugendliche verbrachten 2019 täglich 83 Minuten mit Computerspielen, im Frühjahr 2020 waren es während des ersten Lockdowns 132 Minuten am Tag.

Zugenommen hat auch die Sucht im Bereich von „Social Media“: Der Anteil pathologischer Nutzer stieg seit dem Jahr 2019 von 3,2 auf 4,6 %. Das entspricht einem Anstieg von 44 %. Aktuell verbringen junge Menschen an den Wochentagen knapp 140 Minuten mit Instagram, WhatsApp und Facebook, 2019 waren es noch 116 Minuten. 71 % der Kinder geben an, mit Social Media und Gaming Langeweile zu bekämpfen.

Der Studienleiter und Ärztliche Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters am UKE, Prof. Rainer Thomasius, befürchtet, dass die exzessive Mediennutzung zu einem Kontrollverlust mit schweren Folgen führt. Persönliche, familiäre und schulische Ziele würden zurückgestellt und alters­typische Entwicklungsaufgaben nicht angemessen gelöst. Die Folge sei „Stillstand in der psychosozialen Reifung“.


Literatur


Autoren
Katharina Maidhof Schmid | Raimund Schmid

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (1) Seite 9