Die Corona-Pandemie hat alle belastet, besonders aber bei Kindern ihre Spuren hinterlassen. Die weitreichenden Folgen – wie etwa der deutliche Anstieg an Kinder und Jugendlichen mit Essstörungen - rücken aber erst jetzt zunehmend in den Fokus.

Geschlossene Schulen, Kontaktbeschränkungen und fehlende Freizeitmöglichkeiten haben junge Menschen sehr zugesetzt. Negative Auswirkungen der COVID-19-Pandemie werden von Fachleuten vor allem auch im Bereich der psychischen Gesundheit beobachtet. Deutlich mehr Jugendliche und junge Erwachsene leiden an Depressionen und Angststörungen, aber auch Essstörungen wie Anorexia nervosa, Bulimie, Binge-Eating und Purging (zwanghaftes Erbrechen, Abführmittelmissbrauch) haben signifikant zugenommen.

Dr. Sydney Hartman-Munick vom Kinderkrankenhaus Boston konnte mit ihrem Team in einer Beobachtungsstudie zeigen, dass es einen Anstieg der Diagnosen von Essstörungen bei jugendlichen Patienten im Zusammenhang mit der Pandemie gab. Dies trifft sowohl bei ambulanten als auch bei stationär aufgenommenen Patienten zu. Ein besonders hoher Anstieg wurde im ersten Jahr der Pandemie beobachtet. Für die Studie wurden die Daten zwischen Januar 2018 und Dezember 2021 von 15 Kliniken, die Teil eines Essstörungs-Netzwerkes sind, herangezogen. In den zwei Jahren vor der Corona-Pandemie stiegen die stationären Aufnahmen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Essstörungen monatlich um 0,7 %. Im ersten Pandemie-Jahr steigerte sich das Wachstum auf durchschnittlich 7,2 % pro Monat.

Vom Zeitpunkt der ersten Pandemie- Einschränkungen im Frühjahr 2020 bis zum Frühjahr 2021 wurde eine Verdopplung der stationären Aufnahmen aufgrund von Essstörungen verzeichnet. Im April 2021 wurde ein Höhepunkt an Klinikeinweisungen erreicht. Nach dem ersten Jahr der Pandemie sank die Anzahl neuer Patienten im Jahr 2021– blieb aber immer noch auf einem höheren Niveau als vor Covid-19. Daten aus Deutschland bestätigen den Trend. Auch hierzulande werden Pädiater seit dem Beginn der Pandemie bis heute ebenfalls häufiger mit Essstörungen in jungen Jahren konfrontiert (siehe dazu auch den Beitrag von Prof. Markus Knuf in Kipra 6/2022, S. 420).

Quelle: JAMA Pediatr 2022; online 7. November


Katharina Maidhof-Schmid | Raimund Schmid