Die Ergebnisse der Corona-Kita-Studie sind für politische Entscheidungsträger ernüchternd: Kita-Kinder hatten seltener schwere Krankheitsverläufe, oft sogar keine Symptome. Das Deutsche Kinderbulletin fordert daher eine radikale Kurskorrektur der Corona Politik.

Das Deutsche Kinderbulletin setzt sich aus einer Gruppe von Bildungs- und Sozialwissenschaftlern, Kinder- und Jugendärzten sowie medizinischen Fach-Journalisten zusammen, die die politische Kindermedizin in Deutschland stärken wollen. Dabei sollen insbesondere neue Wege aufgezeigt werden, wie sozial benachteiligte Kinder von Anfang an und so früh wie möglich ihren Begabungen gemäß gefördert werden können, um zu mehr Bildungsgerechtigkeit zu gelangen.

Genau diese Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien waren stärker von der Pandemie betroffen als alle anderen Kinder. Dieses Ergebnis hat die Corona-Kita-Studie zu Tage gefördert, die von Mitte 2020 bis Ende 2022 gemeinsam vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) und dem Robert Koch-Institut (RKI) durchgeführt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert wurde. Im Rahmen der Studie wurde analysiert, wie sich die Erkrankungshäufigkeiten und -risiken für alle Beteiligten im Kita-Bereich in den entsprechenden Alters- und Herkunftsgruppen ausgewirkt haben.

Dabei stellte sich heraus, dass Einrichtungen mit einem hohen Anteil herkunftsbedingt benachteiligter (und damit besonders unterstützungsbedürftiger) Kinder ein erhöhtes Risiko für Infektionsfälle in der Einrichtung aufwiesen. Zudem sind gerade diese Einrichtungen während der Pandemie auch häufiger geschlossen worden. Dies ist insofern von besonderer Bedeutung, da Kitas für Kinder aus Familien aus dem unteren sozioökonomischen Bereich (bildungsfern und einkommensschwach) die einzige Möglichkeit darstellen, außerfamiliär die notwendigen Entwicklungsanregungen zu bekommen, um ihre vorhandenen Entwicklungspotenziale zu entfalten. Vermehrte Kita-Schließungen bedeuten für die betroffenen Kinder aus anregungsarmen Familien jedoch eine erhebliche Schwächung ihres frühkindlichen Bildungsanspruches. Daher ergebe sich heute auch ein nochmals gestiegener Förderbedarf bei sozial benachteiligten Kindern als vor Ausbruch der Corona-Pandemie.

Dies dürfe sich nun keinesfalls mehr wiederholen, fordern die Initiatoren des Deutschen Kinderbulletin. Daher müssten insbesondere für Kitas mit einem hohen Anteil herkunftsbenachteiligter Kinder in einem künftigen Pandemiegeschehen frühzeitig ausreichende räumliche und personelle Möglichkeiten geschaffen werden, um den Kitabesuch weiter zu ermöglichen. Zudem müssten neben den Infektionsschutzmaßnahmen auch die pädagogischen Interessen benachteiligter Kinder deutlich stärker beachtet werden.

Weitere Infos unter:
https://corona-kita-studie.de
www.deutsches-kinderbulletin.de


Raimund Schmid