Beck’sches Formularbuch Medizin- und Gesundheitsrecht, Karsten Schulz, Oliver Treptow (Hrsg.). 2. Auflage, 2022, 1252 S., C. H. Beck, München; ISBN 978 3 406 745317; 189,- Euro

Zum richtigen Zeitpunkt der geplanten Krankenhausreform erscheint in der 2. Auflage ein unverzichtbares "Formularbuch", welches von zwei renommierten Herausgebern – Hon.-Prof. Dr. Karsten Scholz als Justiziar der Bundesärztekammer und RA Dr Oliver Treptow mit 36 Autoren – konzipiert wurde. Einleitend schon zur 1. Auflage weisen die Herausgeber daraufhin, dass im Jahr 2015 weit mehr als 5 Millionen Menschen im Gesundheitswesen arbeiteten und 19,4 Millionen Patienten stationär sowie 696 Millionen Behandlungsfälle ärztliche Hilfe suchten.

Aktuell werden die Probleme im Gesundheitswesen und damit im Krankenhaus, aber auch im Ambulanzbereich offenbar, die überwunden werden müssen, will man den erreichten hohen Standard der ärztlichen Versorgung auch zukünftig erhalten. Innovation, Kooperation und Konsolidierung als Zielvorgaben sind es, die neu definiert werden müssen und deshalb in diesem Handbuch auch große Bedeutung haben. Insofern stellt sich die sehr ernst zu nehmende Frage, ob es mit einer Krankenhausreform allein getan sein kann, will man zum Wohl des Patienten unter dem Gesichtspunkt einer qualifizierten Versorgung der Patienten in Praxis und Klinik ein funktionierendes und attraktives Gesundheitssystem aufrechterhalten und vor allem fortentwickeln.

Das Handbuch gibt Auskunft zu Themen wie Berufsausbildung und Weiterbildung des Arztes. Hier erfährt der Student der Medizin, welche Schritte er gehen muss, um ungehindert die Approbation erreichen zu können. Im Jahr 2018 waren 2.600 Arztpraxen (Hausärzte) unbesetzt. Diese Zahl ist angestiegen, da mehr und mehr Ärzte die Altersgrenze erreichen und Nachfolger vor allem in ländlichen Regionen kaum noch zu finden sind. Und dabei erweist es sich als Irrtum zu meinen, mit 70.000 Arztpraxen könne die Bevölkerung ausreichend ärztlich versorgt werden, wenn die Arztdichte in Städten so hoch ist, dass nicht mehr genügend Ärzte für die Landbevölkerung zur Verfügung stehen.

Mit detaillierten juristisch abgesicherten Aussagen können junge Ärzte Hürden bei der Zulassung überwinden. Natürlich werden auch ökonomische Aspekte breit abgehandelt. Damit werden Fragen zur Vergütung, zu modernen Verfahren von Video-Sprechstunden, Fragen zum Datenschutz, Dokumentation von Patientendaten, Versicherungen, Beschäftigung von Mitarbeitern in der Praxis sowie die Besonderheiten Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) umfassend abgehandelt.

Auch der Krankenhausbereich kommt nicht zu kurz. Hier werden Fragen zum Chefarztvertrag ebenso beantwortet, wie Aspekte zur Nebentätigkeitsgenehmigung, aber auch Verträge mit Belegärzten. Dass Budget-Verhandlungen äußerst schwierig sind, allein schon bei der Tatsache, dass an vielen Orten Chefärzte hierbei gar nicht mehr als Verhandlungspartner zugelassen werden, all dies zeigt, wo der Schuh drückt.

Man kann nur hoffen, dass die ernannten Experten der Krankenhausreform dieses Handbuch eingehend studieren. Es muss das Ziel sein, den unwissenden Sparexperten das Handwerk zu legen. Die Zunahme älter werdender Menschen einerseits, die erkennbare Zunahme kostenaufwendiger Verfahren zu Diagnostik und Therapie andererseits sind es, die bei den Reformbestrebungen beachtet werden müssen. Deshalb wendet sich das Handbuch auch Fragen zu Kooperationen und Transaktionen zu, z. B. gemeinsames Nutzen von Ressourcen, Kooperationen im Laborbereich, "Ärztenetze", "Outsourcing" und auch Telemedizin.

Dieses Handbuch gehört in jede Arztpraxis, in jedes Krankenhaus und vor allem auf den Tisch von Gesundheitspolitikern und deren Berater. Noch immer ist der Anteil der Ärzte groß, der sich für juristische Fragen wenig interessiert zeigt. Diese Abstinenz kann zur beruflichen Falle werden. Mit diesem Handbuch kann man Schaden abwenden.



Autor
Univ. Prof. em. Dr. med. Dr. h. c. Hubertus von Voss, München

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (5) Seite 402