Die Atopische Dermatitis (AD) zählt zu den häufigsten Erkrankungen im Kindesalter. Bei einigen Kindern verringern sich die Symptome im Laufe der Jahre und verschwinden schließlich ganz, bei anderen persistiert die Erkrankung und es kommen weitere Allergien hinzu. Doch lässt sich der Entwicklungsverlauf anhand bestimmter Faktoren vorhersagen?

Um dies zu untersuchen, wurden in Großbritannien Kinder im Alter bis zu elf Jahren in eine Studie aufgenommen. Die Daten der Kinder stammten von „Manchester Asthma and Allergy Study“ einer bevölkerungsbasierten Geburtskohorte.

Das Team um Toshinori Nakamura unterteilte für die Studie die Kinder in drei Gruppen ein:

  1. von den Eltern (parentally reported AD PRAD) angegebene und durch Fragebögen ermittelte AD (1.083 Kinder),
  2. von einem Arzt (doctor-diagnosed AD DDAD) diagnostizierte AD (916 Kinder),
  3. die kombinierte Definition (CDAD) mit mindestens zwei von drei Merkmalen (von den Eltern angegebene AD, von einem Arzt diagnostizierte AD und / oder aktuelle Anwendung von AD-Therapeutika; 1.007 Kinder). Bei 803 Kindern war der Filaggrin-Genotyp bekannt.

Es zeigten sich folgende Ergebnisse (Quelle hautnah dermatologie 03/2022):
Die von den Eltern angegebene AD teilte sich in vier Klassen ("keine AD" [58 % der Kinder], "persistierend" [11 %], "früh einsetzend und remittierend" [21 %] und "spät einsetzend" [10 %]).
Für die von einem Arzt diagnostizierte AD und die kombinierte Definition lag die optimale Anzahl von Phänotypen bei drei ("keine AD" [62 % beziehungsweise 75 %], "persistierend" [8 % beziehungsweise 6 %] und "früh einsetzend und remittierend" [29 % beziehungsweise 19 %]).
Fast die Hälfte der Kinder (n = 485, 45%) wechselte in den verschiedenen Einteilungen beziehungsweise Klassen.

Für Kinder mit "persistierender" AD war das Risiko am höchsten, dass sie im Alter von elf Jahren an einer Erdnussallergie, an Asthma bronchiale oder an Heuschnupfen zu erkrankten. Im Vergleich zu Kindern mit "früh einsetzender und remittierender" AD war bei Kindern mit "persistierender" Neurodermitis im Alter von drei Jahren die Wahrscheinlichkeit signifikant erhöht, unter einer mittelschweren / schweren AD, einer Polysensibilisierung auf mindestens zwei Allergene sowie einer aktuellen Asthmaerkrankung zu leiden. Kinder mit persistierender AD waren auch seltener gestillt worden, was für die Schutzwirkung der Muttermilchernährung spricht.

Zwischen einer Filaggrin-Mutation und der AD-Klasse zeigten sich in der Studie deutliche Zusammenhänge, da Mutationen am Filaggrin-Gen große Bedeutung für die Entwicklung von AD haben. Bei einer Filaggrin-Mution wird die Produktion des Proteins gehemmt, die Haut verliert viel Feuchtigkeit. Der Filaggrin-Genotyp war bei der von Eltern angegebenen und der kombinierten Definition stark mit einer "persistierenden" Erkrankung assoziiert, nicht jedoch bei der von Ärzten diagnostizierten AD. Bei der kombinierten Definition bestand zudem ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Filaggrin-Genotyp und "früh einsetzender" AD.

Die britischen Wissenschaftler ziehen aus ihren Untersuchungen den Schluss, dass standardisierte und sehr viel differenziertere Definitionen der atopischen Dermatitis dazu beitragen können, die Fälle genauer zu definieren und verlässlichere Langzeitverläufe zu ermitteln.


Quelle:
Br J Dermatol. 2022 Feb; 186(2):274-284. doi: 10.1111/bjd.20767. Epub 2021 Nov 22.
Modelling trajectories of parentally reported and physician-confirmed atopic dermatitis in a birth cohort study T Nakamura, S Haider, S Fontanella, C S Murray 2, A Simpson, A Custovic

Katharina Maidhof-Schmid