Agrarminister Christian Schmidt geht politisch in die Offensive: Er will gesundes Essen in Kitas und Schulen von der Mehrwertsteuer befreien.

So sieht es zumindest das „Grünbuch Ernährung, Landwirtschaft, Ländliche Räume“ vor, das Christian Schmidt kürzlich der Öffentlichkeit vorstellte. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) befürwortet diese Pläne grundsätzlich. Allerdings fordert die Fachgesellschaft das Ministerium auf, eine solche Maßnahme an Anreize zu koppeln, die sicherstellen, dass bei der Herstellung der Mahlzeiten tatsächlich auf gesunde Lebensmittel zurückgegriffen wird. Sonst drohe die Gefahr, dass die Caterer lediglich ihre Gewinnmargen erhöhen – bei gleichbleibend schlechter Verpflegungsqualität.

Als Lösung schlägt die DDG eine Umstrukturierung der Mehrwertsteuer vor, die gesunde Lebensmittel entlastet und für dickmachende Lebensmittel den vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent vorsieht. Unter dem Kapitel „Gesunde Ernährung für ein gesundes Leben“ stellt das Papier fest: „Wir fördern gesundes, bezahlbares Essen in Kindertagesstätten und Schulen durch die Abschaffung der Mehrwertsteuer für diese Verpflegung.“

DDG: „Aus unserer Sicht ein richtiger Schritt“

Die DDG begrüßt diese Absichtserklärung. „Das ist aus unserer Sicht ein richtiger Schritt“, sagt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der DDG. Kitas und Schulen sind wichtige Handlungsorte, um früh gesunde Ernährungsweisen zu verankern – fast zwei Millionen Kinder nehmen täglich in der Kita ihr Mittagessen ein.

Dass Handlungsbedarf besteht, belegt eine Studie der Bertelsmann Stiftung zur Mahlzeitenqualität aus dem Jahr 2014. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sich nur 18 Prozent der Betreuungseinrichtungen an den Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) orientieren.

15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig

„Viele Kitas und Schulen bieten aus Kostengründen unausgewogene Mahlzeiten an“, erklärt Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der DDG. „Denn leider ist eine hochwertige Ernährung mit gesunden Produkten meist teurer als Fertigspeisen, die viel Fett und Zucker enthalten.“ Das Übermaß an Fett, Zucker und auch Salz führt zu negativen gesundheitlichen Folgen, wie Statistiken belegen. So sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts heute bereits 15 Prozent der drei- bis 17-Jährigen übergewichtig.

„Um diesen Negativkreislauf zu durchbrechen, ist die Idee, bei der Mehrwertsteuer für die Verpflegung in Kitas und Schulen anzusetzen, sehr interessant“, betont Garlichs. Allerdings dürfe das Ernährungsministerium bei seinen Plänen nicht auf halbem Wege stehenbleiben. „Der Wegfall der Mehrwertsteuer muss mit einem Anreiz gekoppelt werden, damit die Anbieter bei der Herstellung der Mahlzeiten tatsächlich auf gesunde Produkte zurückzugreifen“, so Garlichs. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Firmen die Essensqualität unverändert lassen und lediglich ihre Gewinnspannen erhöhen.

DDG fordert Wegfall der Mehrwertssteuer für gesunde Lebensmittel

Konkret schlägt die Fachgesellschaft daher vor, ungesunde Produkte mit einem hohen Anteil an Zucker, Fett und Salz mit dem vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent zu besteuern, gesunde Lebensmittel hingegen durch Wegfall der Mehrwertsteuer zu entlasten.

Factsheet und Link zur bundesweiten Studie: Qualität der Schulverpflegung


Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) | ras