Der pränatale Cannabiskonsum nimmt weiter zu, und Cannabis bleibt eine der am häufigsten konsumierten Substanzen in der Schwangerschaft. Immer mehr Hinweise deuten auf mögliche negative Auswirkungen des Cannabiskonsums während der Schwangerschaft auf den Fötus und das Neugeborene hin.

Mittels einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse wurde ein aktuelles Verständnis des Cannabiskonsums in der Schwangerschaft sowie der fetalen und neonatalen Folgen untersucht. Die Analyse basiert auf einer vorherigen Übersichtsarbeit, bei der eine Suche in den bibliografischen Datenbanken MEDLINE, CINAHL, PsycInfo, Global Health und Evidence-Based Medicine Reviews sowie der Cochrane-Datenbank herangezogen wurde. Nunmehr folgte eine Aktualisierung bis zum 4. April 2024. Eingeschlossen wurden Kohorten- oder Fall-Kontroll-Studien, die Schwangerschaften mit und ohne pränatalen Cannabiskonsum hinsichtlich vorab festgelegter fetaler oder neonataler Ergebnisse verglichen, adjustiert auf Störfaktoren wie den gleichzeitigen Konsum von Tabakprodukten. Zwei unabhängige Gutachter prüften die Studien, wobei Meinungsverschiedenheiten durch „Diskussion“ geklärt wurden. Die eingeschlossenen Studien wurden von einem Gutachter extrahiert und von einem zweiten bestätigt. Primäre Studienendpunkte waren Frühgeburtlichkeit (< 37 Schwangerschaftswochen), zu geringes Geburtsgewicht (SGA; > 2.500 g) und perinatale Mortalität.

Für diese Aktualisierung wurden acht neue Studien mit 1.709.998 Teilnehmerinnen hinzugefügt, sodass insgesamt 51 Studien zusammengefasst wurden (n = 21.146.938). Metaanalysen adjustierter Effektstärken ergaben eine Evidenz mit moderater Vertrauenswürdigkeit, dass Cannabiskonsum in der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko für niedrige Geburtsraten, pränatale Geburten und perinatale Geburten verbunden war. Evidenz mit niedriger Vertrauenswürdigkeit deutete hingegen darauf hin, dass Cannabiskonsum in der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko für perinatale Mortalität verbunden war. Zuvor wurde die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz als sehr niedrig oder niedrig eingestuft.

Schlussfolgerung und Kommentar:
Cannabiskonsum in der Schwangerschaft war mit einem höheren Risiko für posttraumatische Belastungsstörungen, mittelschwere Herzerkrankungen und niedrigem Geburtsgewicht verbunden, selbst nach Berücksichtigung des gleichzeitigen Tabakkonsums. Das Vertrauen in diese Ergebnisse stieg von niedrig in der vorherigen Studie auf moderat in der aktuellen Metaanalyse. Die Ergebnisse dieser Studie können als Grundlage für die Patientenberatung und zukünftige Gesundheitspolitik dienen.

Literatur
Lo O et al. (2025) Prenatal Cannabis Use and Neonatal Outcomes: A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA Pediatr. doi:10.1001/jamapediatrics.2025.0689. Online veröffentlicht am 5. Mai 2025


Autor:
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2025; 96 (6) Seite 406