Die Ernährungsberatung ist ein wesentlicher Teil der Diabetesbetreuung und -schulung. Die grundlegenden Empfehlungen für Kinder mit Typ-1-Diabetes unterscheiden sich nicht wesentlich von denen für stoffwechselgesunde Kinder und Jugendliche, müssen aber von Pädiatern immer wieder kontrolliert werden.

Mit einer auf die Nahrungsaufnahme abgestimmten Insulinzufuhr sollen sie so weit wie möglich wie gesunde Kinder leben können, so das Ergebnis einer jüngst stattgefundenen bundesweiten Diabetes-Fachtagung. Demnach sollte die tägliche Nahrung zu 50 % aus Kohlenhydraten bestehen, vor allem aus solchen mit niedrigem glykämischen Index. Fette sollten je nach Alter 30 – 35 % ausmachen und maximal 10 % gesättigte Fettsäuren enthalten. Die Eiweißzufuhr richtet sich nach dem Körpergewicht und ­sollte 0,9 g/kg/Tag betragen.

Das klingt einfach, ist aber in der Praxis für junge Diabetiker und ihre Familien oft schwer umzusetzen. Wichtig ist eine umfassende und verständliche Aufklärung durch Kinder- und Jugendärzte sowie Ernährungsfachkräfte. Gerade bei der Einschätzung der Wirkung von kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln liegen junge Diabetiker oft falsch, was Folgen wie Unter- oder Überzuckerungen haben kann. Das Zählen von Kalorien und Kohlen­hydraten wirkt sich auch positiv auf andere Stoffwechselparameter aus, denn der allgemeine Trend zu Übergewicht und Adipositas macht gerade auch vor jungen Typ-1-Diabetikern nicht halt. Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas liegt bei jugendlichen Typ-1-Diabetikern zwischen 15 und 36 % und damit deutlich höher als bei Jugendlichen ohne Diabetes.

Kommentar:
Für Kinder- und Jugendärzte ist es mühsam und banal zugleich, immer wieder auf die Bedeutung von Kohlenhydraten für junge Diabetiker hinzuweisen. Doch diese Mühen zahlen sich aus, weil Eltern wie auch junge Diabetiker selbst die Wirkung verschiedener kohlenhydrat­haltiger Lebensmitteln völlig falsch einschätzen. Einzig bei Brot und Apfel lagen die meisten nach Umfragedaten richtig. Alle anderen Produkte – wie Nudeln oder Bananen – wurden falsch eingeschätzt. Da dies drastische Folgen bis hin zu Episoden von Hypo- und Hyperglykämien haben kann, lohnt sich der permanente Rat von Pädiatern, regelmäßig Kohlenhydrate zu zählen. Einfacher kann man ­stabilere Werte – wie etwa einen niedrigeren HbA1c-Wert – auf Dauer nicht sicherstellen.

Katharina Maidhof-Schmid, Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2025; 96 (3) Seite 159