Schmutzige und marode Schultoiletten sind ein weitverbreitetes Problem. Viele Schulkinder vermeiden deshalb den Gang zur Toilette während der Schulzeit. Eine Umfrage aus Frankreich untersuchte, ob dies vermehrt zu Harnwegserkrankungen führen kann.
Dreckige Schultoiletten gehören zu den häufigsten Ärgernissen im Schulalltag. Lehrkräfte, Eltern und vor allem die Schülerinnen und Schüler selbst klagen über Dreck, Gestank und Vandalismus. Toilettenpapier und Seife sind oft nicht vorhanden, die Türen nicht abschließbar und im Winter bleiben die Toilettenräume ungeheizt. Kurzum: ein Ort, den man nicht gerne aufsucht. Laut einer Studie des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) am Universitätsklinikum Bonn und der Deutschen Toiletten-Organisation (GTO) nehmen die meisten Schülerinnen und Schüler die Schultoiletten als negativen Ort wahr. Ein Viertel von ihnen trinkt und isst in der Schule weniger, um die Toilette nicht aufsuchen zu müssen.
Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Untersuchung in Frankreich, wo die Situation an vielen Schulen nicht besser ist als in Deutschland. Dr. Florine Cros von der Universität in Poitiers hat mit ihrem Team eine Umfrage zum Toilettenverhalten in Schulen und Kindergärten sowie zu Harnwegsbeschwerden durchgeführt. Zwischen Oktober 2023 und März 2024 wurden die Eltern von 405 Kindern aus dem Département Vienne befragt. 42 % der Kinder waren noch im Vorschulalter, die übrigen besuchten die Grundschule. Etwa 60 % der Einrichtungen lagen in ländlichen Gegenden. Die Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern 43 Fragen klären, unter anderem zum Zustand der Toiletten in den Einrichtungen, zur Toilettennutzung und zu Harnwegsproblemen wie Harndrang nach dem Schulbesuch, Inkontinenzepisoden oder Verhaltensweisen wie das Kreuzen der Beine, die auf eine aktive Harnretention hindeuten.
Knapp 10 % der Kinder waren von Harnwegserkrankungen betroffen, wobei die Prävalenz bei Vorschulkindern mit 12 % höher lag als bei Grundschulkindern (8 %). Fast die Hälfte der Grundschulkinder und etwa 18 % der Vorschulkinder gaben an, die Schultoiletten zu meiden. Als häufigste Gründe wurden mangelnde Sauberkeit (26 %), Ablenkung vom Spielen (19 %) sowie mangelnde Privatsphäre (11 %) genannt. Weitere Gründe waren fehlende Türschlösser, nicht kindgerechte Toilettengrößen, fehlendes Toilettenpapier oder eine schlechte Beheizung der Sanitärräume. Ein unangenehmer Zustand der Toilettenräume war vermehrt mit Harnwegsproblemen assoziiert, insbesondere, wenn sich die Toiletten in Grundschulen nicht abschließen ließen. Andererseits traten Harnwegsprobleme nur halb so oft auf (7 % versus 14 %), wenn den Kindern in den Einrichtungen Wasserflaschen zur Verfügung gestellt wurden – dies förderte die Nutzung der Toiletten erheblich.
Die Ergebnisse der Umfrage untermauern, dass die sanitären Bedingungen in Schulen einen erheblichen Einfluss auf Harnstörungen bei Kindern im Vorschul- und Grundschulalter haben können.
Katharina Maidhof-Schmid