Die S3-Leitlinie zum Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen gibt klare Empfehlungen für den Umgang mit Fieber. Im Vordergrund steht dabei ein altersgerechter und situationsangepasster Ansatz, bei dem neben der Höhe des Fiebers vor allem das Allgemeinbefinden des Kindes berücksichtigt wird.
Die von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ) erstellte Leitlinie bietet Ärztinnen und Ärzten, Pflegefachpersonen und weiteren Gesundheitsberufen klare, differenzierte Empfehlungen für die ambulante Versorgung und berücksichtigt zugleich die wichtige Rolle von Eltern und Bezugspersonen im häuslichen Fiebermanagement.
Gemeinsam mit weiteren Fachgesellschaften hat die DGKJ außerdem eine Elternleitlinie zum Thema Fieber bei Kindern herausgegeben. Die neue „Patientenleitlinie,“ auf die Pädiaterinnen und Pädiater die Eltern in der Praxis hinweisen sollten, basiert auf der evidenzbasierten S3-Leitlinie „Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen“ und bietet eine praxisnahe Orientierung.
Eltern und Bezugspersonen finden darin leicht verständliche Antworten auf Fragen wie:
- Wann sollte Fieber gemessen werden – und wie genau?
- Was sind wichtige Warnzeichen?
- Wann ist eine Fiebersenkung sinnvoll und wann nicht?
- Welche Rolle spielen Medikamente oder pflegende Maßnahmen?
Prof. Dr. Tim Niehues, Leitlinienbeauftragter der DGKJ, betont, dass die neue Leitlinie ein grundlegend verändertes Verständnis von Fieber vermittelt: Fieber sollte nicht mehr vorrangig als behandlungsbedürftiges Symptom betrachtet werden, sondern als physiologische und in der Regel hilfreiche Abwehrreaktion des Körpers. Ein zentrales Novum der Leitlinie ist, dass Fieber nicht mehr automatisch aufgrund seiner Höhe gesenkt werden sollte, sondern nur, wenn das Kind sichtbar unter dem Fieber leidet. Bei beeinträchtigten Kindern können Paracetamol oder Ibuprofen zum Einsatz kommen, jedoch nur in alters- und gewichtsentsprechender Dosierung und über einen begrenzten Zeitraum. Zu beachten ist, dass fiebersenkende Medikamente Fieberkrämpfe nicht verhindern und nicht prophylaktisch – etwa bei Impfungen – verabreicht werden sollten. Eine Ausnahme bildet die STIKO-Empfehlung zur Meningokokken-B-Impfung, auf die in der Leitlinie hingewiesen wird.
Eltern und Bezugspersonen eines Neugeborenen sollen daher frühzeitig – idealerweise bereits bei der ersten Impfung – verständlich über die Bedeutung und den richtigen Umgang mit Fieber informiert werden. Dabei wird neben dem Gespräch zusätzlich auf weitere Informationsmaterialien gesetzt, wobei sich hierfür die parallel erschienene „Elternleitlinie“ besonders anbietet.
S3-Leitlinie für Pädiater: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/027-074
Eltern-Leitlinie: https://register.awmf.org/assets/guidelines/027-074p1_S3_Fiebermanagement-Kinder-Jugendliche_2025-07.pdf
Mehr zum Thema: In der nächsten KiPra-Ausgabe (1/2026) fasst Professor Dr. Tim Niehues alle wesentlichen Neuerungen und ihre Bedeutung für die pädiatrische Praxis zusammen.
Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2025; 96 (6) Seite 404
