Kopfschmerzen und Migräne sind Themen, die auch in Kinder- und Jugendarztpraxen offenbar eine immer größere Rolle spielen. So sind zum Beispiel bundesweit die Fallzahlen bei der Migräne in rund 30 Jahren (Zeitraum von 1990 bis 2021) um 24 % angewachsen. Es besteht also Handlungsbedarf – insbesondere im Hinblick auf eine multimodale Behandlung.
Auf diese Entwicklung machte Dr. Berit Höfer vom Universitätsklinikum Dresden beim jüngsten Deutschen Schmerzkongress in Mannheim aufmerksam. Im Rahmen der Akuttherapie von Kindern mit Migräne stehen den Pädiatern einige medikamentöse Optionen offen, wie Ibuprofen, Paracetamol, Metamizol, Acetylsalicylsäure ab dem Alter von 12 Jahren und Naproxen oder auch die Triptane Sumatriptan und Zolmitriptan (ebenfalls ab dem Alter von 12 Jahren).
Recht wenig Handlungsspielräume bieten sich Kinder- und Jugendmediziner hingegen bei der Prophylaxe. Hier steht ab dem Alter von 12 Jahren mit Propranolol erst ein Wirkstoff zur Verfügung. Andere Präparate wie etwa CGRP-Rezeptoragonisten dürfen hierzulande – anders als in den USA – erst im Alter von 18 Jahren eingesetzt werden und können in früheren Jahren allenfalls off-label angewendet werden.
Für die zurückhaltende Zulassung von Migräne-Prophylaktika gibt es laut Höfner aber auch einen Grund: Der Placebo-Effekt ist in Studien bei Kindern im Vergleich zu einem eingesetzten prophylaktisch wirkenden Therapeutikum deutlich höher als bei Erwachsenen.
Doch wie kann nun den betroffenen jungen Menschen über die Akuttherapie hinaus mittel- und langfristig geholfen werden? Höfer schlägt hierfür ein „interdisziplinäres Therapieprogramm“ vor, das mehrere Elemente enthält: Die Anwendung bewährter Verfahren wie etwa die Akupunktur, körperliche Aktivierung und Bewegungsprogramme, gestaltende Ansätze wie eine Kletter- oder eine Kunsttherapie sowie bewährte Entspannungsverfahren. Das alles sind mitunter durchaus aufwändige prophylaktische Maßnahmen, die auf Dauer ihre Wirkung entfalten, wenn sie fachlich begleitet regelmäßig angewendet werden. Medikamentöse Optionen sind dabei nur ein Baustein der multimodalen Schmerztherapie für Kinder und Jugendliche – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Raimund Schmid
Quelle: Deutscher Schmerzkongress 2025. Therapiesituation Kinder und Jugendliche mit Kopfschmerzen“, Deutscher Schmerzkongress. B. Höfer. Mannheim. 24.10.2025
