Die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) hat in den vergangenen Jahren einen bedeutenden Wandel in ihrer organisatorischen Struktur vollzogen. Im Mittelpunkt dieser Entwicklung steht die Geschäftsstelle, die heute ein wesentlicher Ankerpunkt für die Aktivitäten der Fachgesellschaft ist.
Von der Präsidentenbindung zur festen Berliner Institution
Historisch war die Geschäftsstelle der DGSPJ direkt an den jeweiligen Amtssitz des Präsidenten gebunden. Diese Regelung bedeutete bei jedem Präsidentenwechsel auch einen Ortswechsel der administrativen Strukturen – ein Modell, das zunehmend als ineffizient und wenig nachhaltig erkannt wurde.
Die entscheidende Wende kam im Jahr 2010, als die Geschäftsstelle dauerhaft in Berlin angesiedelt wurde. Diese strategische Entscheidung des damaligen Vorstandes um Prof. Harald Bode ermöglichte nicht nur eine bessere Kontinuität der Vereinsarbeit, sondern positionierte die DGSPJ auch näher am politischen Geschehen der Hauptstadt.
Synergien durch Kooperation mit der DAKJ
Der Berliner Neustart erfolgte in enger Anbindung an die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ). Diese Kooperation schuf wertvolle Synergien: Zwei Mitarbeiterinnen der DAKJ, Frau Julijane Petek und Frau Katarzyna Paul, übernahmen im Rahmen einer Nebentätigkeit als geringfügig Beschäftigte die administrativen Aufgaben für die DGSPJ. Diese pragmatische Lösung ermöglichte einen reibungslosen Übergang von einer wandernden Einrichtung zu einer professionellen Struktur. Die durch die geringe Arbeitszeit noch deutlich begrenzten Möglichkeiten konnten aber nur der Anfang sein.
Schrittweise Professionalisierung und Wachstum
Ein bedeutender Meilenstein in der Entwicklung der Geschäftsstelle wurde 2017 erreicht, als Frau Paul nun hauptamtlich zur DGSPJ wechselte und die Geschäftsstellenleitung übernahm. Dieser Schritt markierte den Beginn einer neuen Phase der Professionalisierung, die 2016 durch den damaligen Vorstand unter der Präsidentschaft von Dr. Christian Fricke mit der Reform der Beitragsordnung eingeleitet wurde. Jetzt konnten neue Aufgaben von der Geschäftsstelle übernommen werden, wie die Mitorganisation von Treffen unterschiedlicher Arbeitsgruppen der Fachgesellschaft einschließlich der jährlichen Klausurtagungen, die Präsenz der DGSPJ auf den Kongressen für Kinder- und Jugendmedizin sowie als kontinuierlicher Ansprechpartner und Lotse im System. Frau Paul war auch aufgrund ihrer ursprünglichen Ausbildung bestens geeignet, um diese neuen Aufgaben mit Leben zu füllen. Sie studierte Linguistik sowie Deutsch und Russisch als Fremdsprachen in Warschau. Vor ihrem Wechsel in die Verbandsbranche im Jahr 2005 war sie als Dolmetscherin tätig und leitete verschiedene deutsch-polnische Projekte.
Bereits über 2.000 Mitglieder
Im September 2023 folgte ein wichtiger technologischer Fortschritt hinsichtlich Digitalisierung mit dem Start der Plattform meineDGSPJ. Voraussetzung dafür war aber eine Verbesserung der wirtschaftlichen Basis der DGSPJ. Dies wurde dadurch möglich, dass die SPZ-Einrichtungen als korporative Mitglieder der DGSPJ ihren Mitgliedsbeitrag gestaffelt nach ihrer Größe deutlich erhöht haben.
Die Intranet-Lösung modernisierte die interne Kommunikation der Fachgesellschaft, indem sie die bisherigen individuellen Mailinglisten zusammenführte und durch die neue Plattform viel mehr Möglichkeiten der Kommunikation, aber auch der Dokumentenbearbeitung und -archivierung ermöglichte. Durch die verbesserte digitale Infrastruktur kam es zu einem deutlichen Zuwachs an Arbeitsgruppen (Communities) innerhalb der DGSPJ und dies förderte die aktive Beteiligung der Mitglieder. Diese Entwicklung spiegelt sich dann auch in den stetig steigenden Mitgliederzahlen wider – aktuell zählt die DGSPJ über 2.000 Mitglieder.
Die personelle Erweiterung setzte sich Anfang 2024 mit der Einstellung von Frau Anna Detre als Assistentin der Geschäftsstellenleitung fort. Frau Detre absolvierte ihre kaufmännische Ausbildung im Klinikum Passau und arbeitete anschließend mehrere Jahre im dortigen Einkauf. Vor ihrer jetzigen Tätigkeit war sie in den DRK Kliniken Berlin sowohl im operativen als auch im strategischen Einkauf tätig. Bei der DGSPJ ist sie primär für die Mitgliederverwaltung zuständig.
Neuer Schwung für die Fortbildung
Durch die Erhöhung der administrativen Kapazität konnte die DGSPJ beispielsweise eigene Fortbildungsangebote erweitern. Die früher von den Sprechern der BAG-SPZ selbst organisierten SPZ-Leiter-Seminare konnten nun über die Geschäftsstelle abgewickelt werden, sodass auch neben dem nun alle 2 Jahre stattfindenden Seminar für Führungskräfte in den SPZ auch im Fachausschuss Fort- und Weiterbildung ein neues Format State of the Art entwickelt werden konnte. Seit 2024 finden diese Fortbildungen zweimal im Jahr mit großem Erfolg und guter Resonanz statt. Weitere Projekte befinden sich in der Entwicklungsphase.
Die nächste Personalausweitung wurde im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt "Pilotierung einer wissenschaftlichen Weiterbildung für Seh-Lotsende" in Kooperation mit der Hochschule für Gesundheit in Bochum notwendig. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines ersten Kriterienkatalogs für eine gelingende Markteinführung der wissenschaftlichen Weiterbildung für Seh-Lotsende.
Weitere personelle Verstärkungen
Frau Jasmin Wallin unterstützt dieses Projekt als wissenschaftliche Mitarbeiterin seit September 2024. Sie ist sowohl bei der DGSPJ als auch an der Hochschule Bochum tätig. Frau Wallin ist Ergotherapeutin (B.Sc.) und hat ihren Master im Studiengang Interdisziplinäre Therapie in der Pädiatrie absolviert. Ihre zentrale Aufgabe im Rahmen des Projektes besteht darin, Interviews mit den Leitungen der teilnehmenden Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) zu führen und diese auszuwerten.
Die jüngste Verstärkung erfolgte im Dezember 2024 durch Frau Anna Philippi als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Sie studierte Politik- und Sozialwissenschaften in Regensburg, Clermont-Ferrand und Straßburg. Zuvor verantwortete sie die Wissenschaftskommunikation bei der Münchener Stiftung Kindergesundheit und war als Referentin für die Verbandsarbeit beim Dachverband der Betriebskrankenkassen in Berlin beschäftigt. Bei der DGSPJ ist sie derzeit mit dem Thema der frühkindlichen außerfamiliären Betreuung und der Pflege der Social Media Accounts betraut. Diese Personalentwicklung unterstreicht den Anspruch der DGSPJ, nicht nur organisatorisch, sondern auch inhaltlich-wissenschaftlich hochwertige Arbeit zu leisten und die sozialpädiatrischen Belange in Deutschland aktiv mitzugestalten und zu kommunizieren.
Ausblick: Gerüstet für zukünftige Herausforderungen
Die stabile Berliner Präsenz hat sich als weitsichtige Entscheidung erwiesen, die es der DGSPJ ermöglicht, ihre inhaltlichen Ziele zu verfolgen und ihre Stimme für die Gesundheit und die gesellschaftliche Teilhabe aller Kinder und Jugendlichen kontinuierlich in den gesundheitspolitischen Diskurs einzubringen. Da die DGSPJ als wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft offen für alle sozialpädiatrisch tätigen Berufsgruppen ist, sollten auch die durch die Geschäftsstelle unterstützten zunehmenden Aktivitäten dazu beitragen, dass noch weitere Interessierte sich für eine Mitgliedschaft in der DGSPJ begeistern können.
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Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2025; 96 (4) Seite 292-293