Aktuelle Studien haben bei Erwachsenen und Kindern über 5 Jahren charakteristische Symptommuster von Long-COVID (LC) identifiziert. LC ist jedoch nach wie vor in der frühen Kindheit schlecht charakterisiert. Diese Wissenslücke begrenzt die Bemühungen, LC in dieser Altersgruppe zu erkennen, zu behandeln und zu verhindern.

Eine amerikanische Kohortenstudie hatte das Ziel, LC-Symp­tome in der frühen Kindheit, die im Häufigkeitsvergleich den größten Unterschied aufwiesen, zu identifizieren. Es wurden Kinder mit einer SARS-CoV-2-Infektion in der Vorgeschichte im Vergleich zu Kindern ohne SARS-CoV-2-Infektion in die Studie eingeschlossen. Verschiedene Symptome wurden nach Altersgruppe (Säuglinge/Kleinkinder, (0 – 2 Jahre) vs. Kinder im Vorschulalter (3 – 5 Jahre)) differenziert dokumentiert. Das Studiendesign war eine longitudinale Kohortenstudie an mehreren Standorten (über 30 US-amerikanische Gesundheits- und Gemeindeeinrichtungen).

Die Studie umfasste 472 Säuglinge/Kleinkinder (mittleres Alter (SD) 12 (9) Monate, 278 mit SARS-CoV-2 infiziert, 194 nicht infiziert, 234 waren männlich (50 %). 539 Kinder befanden sich im Vorschulalter (mittleres Alter (SD) 48 (10) Monate, 399 mit SARS-CoV-2 infiziert, 140 nicht infiziert. 277 waren weiblich (51 %). Die mediane Zeitspanne (IQR) zwischen der ersten Infektion und dem Abschluss der Symptomerhebungen betrug 318 (198 – 494) Tage für Säuglinge/Kleinkinder und 520 (330 – 844) Tage für Kinder im Vorschulalter. Für jede Altersgruppe wurde ein Index basierend auf den am stärksten mit der Infektionsgeschichte assoziierten Symptomen abgeleitet  (siehe Tabelle). Der Index berechnet sich durch die Summierung der Punkte für jedes länger anhaltende Symptom. Höhere Werte weisen auf einen stärkeren Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion hin: Appetitlosigkeit (5 Punkte), Schlafstörungen (3,5 Punkte), produktiver Husten (3,5 Punkte), trockener Husten (3 Punkte) und verstopfte Nase (0,5 Punkte) für Säuglinge/Kleinkinder sowie Tagesmüdigkeit/Schläfrigkeit/Energielosigkeit (6,5 Punkte) und trockener Husten (3 Punkte) für Kinder im Vorschulalter.

Bei den infizierten Säuglingen/Kleinkindern wurden 40 von 278 (14 %) mit einem Indexwert von mindestens 4 Punkten als wahrscheinlich LC eingestuft. Bei den Vorschulkindern wurden 61 von 399 (15 %) mit einem Indexwert von mindestens 3 Punkten als wahrscheinlich LC eingestuft. Studienteilnehmer mit höheren Indizes wiesen häufig einen schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand, eine geringere Lebensqualität und wahrgenommene Verzögerungen bei Entwicklungsmeilensteinen auf.

Die Kohortenstudie identifizierte Symptommuster und leitete Indizes ab, die sich zwischen den beiden Altersgruppen unterschieden und sich von den zuvor für höhere Altersgruppen identifizierten differenzieren lassen. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, LC für alle Altersgruppen separat zu charakterisieren.

Kommentar:
Ein schwieriges Thema: Long COVID stellt zweifelsohne eine schwerwiegende Komplikation nach SARS-CoV-2-Infektion dar. Selbst in der mutmaßlich häufiger betroffenen Altersgruppe der Schulkinder und Jugendlichen sind viele Fragen offen – wohl auch ein Grund für die bundesweite PEDNET-Studie. Die Studie ist verdienstvoll, weil erstmals Daten für Säuglinge und Kleinkinder vorgestellt wurden. Die Symptome sind allerdings unspezifisch und damit leicht im Long-COVID-Zusammenhang zu übersehen.

Literatur
Gross RS et al. (2025) JAMA Pediatr. doi:10.1001/jamapediatrics.2025.1066, Published online May 27, 2025


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2025; 96 (4) Seite 243