Die Känguru-Pflege hat sich zwar als wirksam bei Frühgeborenen und Neugeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht erwiesen, ist aber noch nicht vollständig in die stationäre Neugeborenenpflege integriert.
Beim sogenannten „Känguruhing“ wird das nur mit einer Windel bekleidete Neugeborene für einen längeren Zeitraum direkt auf die nackte Haut von Mutter, Vater oder einer anderen Bezugsperson gelegt.
Ein internationales Team um Chiara Minotti vom Universitäts-Kinderspital Basel untersuchte in einer Meta-Analyse die Auswirkungen der im Krankenhaus initiierten Känguru-Pflege auf die Mortalität, Sepsis und Infektionen bei Neugeborenen mit geringem Gewicht.
Für die systematische Überprüfung und Meta-Analyse wurden verschiedene Datenbanken nach Literatur durchsucht, die zwischen Januar 2013 und Februar 2025 veröffentlicht wurde. Die Studie verglich die Känguru-Pflege mit konventioneller Neugeborenenpflege bei Säuglingen mit geringem Geburtsgewicht. Für die Untersuchung wurden 29 Studien, hauptsächlich aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, ausgewählt: insgesamt waren 17.513 Neugeborene mit geringem Geburtsgewicht (< 2.500 g) beteiligt. Von diesen hatten 9.055 die Känguru-Pflege erhalten, alle anderen hatte man nach dem Klinikstandard versorgt.
Es zeigte sich, dass die vom Krankenhaus initiierte Känguru-Pflege die Gesamtmortalität bei Säuglingen mit niedrigem Geburtsgewicht reduzierte. Die Studien zeigten auch, dass diese Pflegemethode das Risiko von Sepsis und invasiven Infektionen verringert. Zudem war die Känguru-Pflege mit einer signifikanten Reduktion der sepsis- oder invasionsbedingten Sterblichkeit, der Hypothermie und der Apnoe verbunden.
Die Heterogenität zwischen den Studien wurde durch das unterschiedliche Ausmaß der konventionellen Neugeborenen-Versorgung in Kombination mit Känguru-Pflege erklärt. Die Ergebnisse deuten somit darauf hin, dass diese Form der Pflege bei Frühgeborenen einen positiven Einfluss auf verschiedene Gesundheitsaspekte haben kann. Laut den Forschenden beruhe der Wirk- und Schutzmechanismus auf dem direkten Hautkontakt, der das Stillen erleichtere und dazu beitrage, ein Mikrobiom aufzubauen, welches vor der Besiedelung mit resistenten und schwer zu behandelnden Bakterien schütze. Dies geschehe nicht nur indirekt durch die Übertragung von mütterlichen Antikörpern, sondern auch direkt durch den Transfer des Mikrobioms von Haut zu Haut. Die Studie stützt die WHO-Empfehlung, das „Känguruhing“ zur Infektionsprophylaxe in die Routineversorgung von Neugeborenen aufzunehmen.
Die Studienautoren weisen jedoch einschränkend darauf hin, dass alle Studien bis auf eine in Ländern mit niedrigem Durchschnittseinkommen durchgeführt wurden, darunter mehrere afrikanische Länder sowie Indonesien, Mexiko und Indien. Zudem habe es erhebliche Unterschiede in der Anwendung der Känguru-Methode gegeben.
Katharina Maidhof-Schmid