Eine weniger als 6 Stunden nach der Geburt begonnene Hypo­thermie bei reifen Säuglingen mit einer hypoxisch-ischämischer Enzephalopathie (HIE) führt zu einer verringerten Mortalität und Morbidität. Studien zur Hypothermie bei Säuglingen, die jünger als 36 Schwangerschaftswochen sind, liegen nicht vor.

Eine multizentrische Arbeitsgruppe stellte sich die Frage, ob eine solche Hypothermie die Wahrscheinlichkeit des Todes oder der Behinderung auch bei Neugeborenen mit einer HIE im Alter von 33 bis 35 Schwangerschaftswochen verringert. Zu diesem Zweck wurden 168 Neugeborene im Alter von 33 bis 35 Wochen mit HIE in eine randomisierte, klinische Studie eingeschlossen. Eine Nachuntersuchung zur Mortalität bzw. Morbidität fand im korrigierten Alter von 18 bis 22 Monaten statt.

Ziel der Studie war es, die Wahrscheinlichkeit, dass eine Hypothermie weniger als 6 Stunden nach der Geburt Todesfälle oder die Behinderung bei Säuglingen mit mittelschwerer oder schwerer HIE im Alter von 33 bis 35 Wochen verringert, zu belegen.

Die randomisierte klinische Studie wurde zwischen Juli 2015 und Dezember 2022 für Säuglinge im Alter von 33 bis 35 Wochen mit mittelschwerer oder schwerer HIE weniger als 6 Stunden nach der Geburt durchgeführt. Es wurden Bayes‘sche und Intention-to-treat-Analysen vorgenommen. Die Studie umfasste 19 Zentren des US Neonatal Research ­Network. Die Daten wurden von März 2023 bis November 2024 ausgewertet.

Die Säuglinge erhielten ein unverblindetes, gezieltes Temperaturmanagement der Speiseröhre. Säuglinge mit Hypothermie wurden 72 Stunden lang auf 33,5 °C (akzeptierte 33 – 34 °C) gehalten und dann wieder aufgewärmt. Säuglinge mit Normothermie sollten bei 37 °C (akzeptiert 36,5 – 37,3 °C) gehalten werden.

Insgesamt 168 Säuglinge mit Hypothermie und Normothermie waren Frühgeborene (mittleres (SD) Alter, 34,0 (0,8) Schwangerschaftswochen bzw. 34,1 (0,8) Schwangerschaftswochen), 46 von 88 (52 %) bzw. 45 von 80 (56 %) waren männlich. Die Randomisierung erfolgte im Mittel (SD) nach 4,5 (1,2) Stunden für die Gruppe mit Hypothermie und nach 4,5 (1,3) Stunden für die Gruppe mit Normothermie. Der Studien­endpunkt „Behinderung“ trat bei 29 von 83 Säuglingen (35 %) mit Hypothermie und 20 von 69 Säuglingen (29 %) mit Normothermie auf (bereinigtes relatives Risiko (hypothermisch/normothermisch), 1,11; 95 %-KI, 0,74 – 2,00), und Todesfälle traten bei 18 von 88 Säuglingen (20 %) mit Hypothermie und 9 von 78 Säuglingen (12 %) mit Normothermie auf (bereinigtes relatives Risiko, 1,38; 95 %-KI, 0,79 – 2,85).

Die Autoren schließen aus dieser Untersuchung, dass bei Säuglingen im Alter von 33 bis 35 Schwangerschafts­wochen mit HIE eine Hypothermie im Alter von weniger als 6 Stunden nicht zu einer Verringerung der Mortalität oder einer Behinderung im korrigierten Alter von 18 bis 22 Monaten führt.

Kommentar:
Eine wichtige Studie, die belegt, dass altersspezifische Befunde nicht beliebig auf andere Altersgruppen übertragen werden können. Die Hypothermiebehandlung bei neonataler HIE bleibt reifen Neugeborenen vorbehalten.

Literatur
Faix RG et al. (2025) Whole-Body Hypothermia for Neonatal Encephalopathy in Preterm Infants 33 to 35 Weeks‘ GestationA Randomized Clinical Trial. JAMA Pediatr. 179 (4): 396 – 406. doi:10.1001/jamapediatrics


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2025; 96 (5) Seite 314