Der Übergang ins Erwachsenenleben ist eine Phase, die mit der Pubertät beginnt und bis zur Eigenständigkeit viele Herausforderungen mit sich bringt. Was viele nicht bedenken: “Die Kindheit ist nicht mit dem 18. Lebensjahr zu Ende,“ bekräftigte Prasad Thomas Oommen, Leiter des Bereichs Pädiatrische Rheumatologie, Uniklinikum Düsseldorf, beim diesjährigen DGIM-Kongress in Wiesbaden.

Denn diese Transitionsphase sei geprägt von der Loslösung vom Elternhaus, dem Aufbau neuer Beziehungen sowie der Entwicklung eigener Perspektiven und Wertevorstellungen, die auch über das 18. Lebensjahr hinausreichen können. Kämen in dieser vulnerablen Phase dann auch noch kritische Faktoren wie eine chronische Erkrankung hinzu, könnten diese sich leicht als „Brandbeschleuniger“ entpuppen. So seien zum Beispiel junge Patienten mit einer juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) häufig auch psychischen Belastungen (Angstzuständen, Depressionen) ausgesetzt. Wenn dadurch die Partizipation krankheitsbedingt eingeschränkt ist, könne das massive Auswirkungen auf die Lebensqualität haben.

Der Übergang in die Volljährigkeit könne aber auch zu einer abrupten Unterbrechung einer kontinuierlichen medizinischen Versorgung führen, was wiederum erhöhte Krankheitsaktivität und vermehrte Krankenhauseinweisungen nach sich ziehen kann. Beim Typ-1-Diabetes etwa steigt bei medizinischer Unterversorgung die Gefahr für das Auftreten diabetischer Ketoazidosen oder schwerer Hypoglykämien.

Für einen gelungenen Übergang im Sinne einer Transitional Care sind laut der S3-Leitlinie der Gesellschaft für Transitionsmedizin neben der Bereitschaft und der Befähigung von Fachärzten aus der Erwachsenenmedizin für eine Transition insbesondere die folgenden Empfehlungen elementar:
  • Eltern einbinden: Auf dem Weg zu mehr Selbstständigkeit der Jugendlichen sollten Eltern gegebenenfalls über einen längeren Zeitraum mit einbezogen werden. Oommen betont: „Das ist eine große Ressource, die man aber aktiv mit einbinden muss.“
  • Gemeinsame Sprechstunden: Optimalerweise findet eine Sprechstunde gemeinsam mit Pädiatern und den behandelnden Erwachsenenmedizinern statt. Dafür eignet sich ein fester monatlicher Austausch der beteiligten Fachrichtungen – beispielsweise per Videokonferenz –, um anstehende Transitionsfälle regelmäßig zu besprechen.
  • Verantwortung schrittweise übergeben: Die Verantwortung für die Krankheitsbewältigung sollte Stück für Stück von den Eltern auf die älteren Jugendlichen oder jungen Erwachsenen übertragen werden. Hierbei können durchaus unterschiedliche Vorstellungen auftreten: So wünschen sich junge Rheuma-Patient:innen häufig, Entscheidungen in einem bestimmten Zeitrahmen selbstständig treffen zu dürfen, während Eltern dieser Autonomie oft eine geringere Bedeutung beimessen. (Health Care Transit 2025; online 16. Januar)


Raimund Schmid

1. Prasad Thomas Oommen, Universitätsklinikum Düsseldorf, Vortrag "Transition von kinderrehumatologischen Patienten - wie sie gelingt", 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, DGIM-Kongress, 3. Mai 2025
2. Gesellschaft für Transistionsmedizin et al. (2021). S3-Leitlinie "Transition von der Pädiatrie in die Erwachsenenmedizin". AWMF-Register Nr. 186-001
3. Overbury RS, Eddington D, Sward K, Hersh A. Patient and parent perspectives on an academic rheumatology transition clinic. Health Care Transit. 2025 Jan 16;3:100094. doi: 10.1016/j.hctj.2024.100094