Die WHO empfiehlt für Kinder und Jugendliche täglich mindestens eine Stunde körperliche Aktivität. Für chronisch kranke Kinder gilt dies in besonderen Maße. Pädiater wären hier gerade für Erzieher und Grundschullehrer die idealen kompetenten Kooperationspartner, spielen aber im praktischen Alltag keine Rolle.

Auf diesen Missstand haben Referenten unter anderem von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes Jena beim Kongress für Kinder- und Jugendmedizin und Sozialpädiatrie in Leipzig hingewiesen.

Daten einer Analyse im Rahmen der Jenaer Schulreihenuntersuchung belegen, dass lediglich 29 % der Jugendlichen der 8. Klasse in Jena (36 % der Jungen, aber nur 22 % der Mädchen) die WHO-Empfehlungen zur täglichen Bewegung erfüllen.

Auf der Basis von Ergebnissen dreier Online-Umfragen unter insgesamt 91 Erziehern, Grundschullehrkräften und Übungsleitenden sollte in einer Studie unter Beteiligung der MHH herausgefunden werden, warum gerade chronisch kranke Kinder so oft von sportlichen Aktivitäten ausgeschlossen werden. Am häufigsten wurden chronisch kranke Kinder mit Asthma bronchiale (21,5 %) und Adipositas (16,6 %) betreut. Die Mehrheit der Befragten gab an, wenig Erfahrung mit der Integration dieser Kinder in körperlich-sportliche Aktivitäten zu haben. Informationen über eine gezielte Bewegungsförderung holten sich die pädagogischen Kräfte insbesondere von den Eltern (32,0 %), aus dem Internet (19,5 %) und aus der Fachliteratur (18,5 %). Allgemein- sowie Kinder- und Allgemeinärzte sucht man als Kooperationspartner der Lehrkräfte vergebens. Dabei geben 19,7 % der Befragten an, sich insbesondere in Bezug auf medizinische Notfälle in keiner Weise ausreichend vorbereitet zu fühlen.

Die Schlussfolgerung, die die Autorinnen in Leipzig daraus in Richtung Kinder- und Jugendärzte zogen, war eindeutig: Sowohl grundversorgende Mediziner als auch Fachärzte sollten nicht nur praxisnahe und verständliche Informationsmaterialien an Erziehungsberechtigte und Fachkräfte weiterleiten, sondern auch wesentliche Hinweise zu Krankheitsbildern und Notfallsituationen bereithalten und bei Bedarf vermitteln. Dies wäre eine realisierbare und niedrigschwellige Möglichkeit, um die Integration betroffener Kinder in sportliche Aktivitäten zu erleichtern und ihre Bewegungszeit zu erhöhen. Vorbild hierfür sei die Handreichung „Schülerinnen und Schüler mit chronischen Erkrankungen“ des Deutschen Bildungsservers (www.bildungsserver.de), die Pädiater als Informationstool nutzen und weitergeben könnten.


Raimund Schmid

Quellen
1. KKJ 2025: PO-13-11: Bewegungsverhalten von Jugendlichen: Eine Analyse aus der Schulreihenuntersuchung von Jugendlichen der 8. Klassen der Stadt Jena
2. KKJ 2025: PO-13-10: Perzeption körperlicher Aktivität von chronisch kranken und verletzten Kindern durch Multiplikator*innen