Beim neuen "Pakt für Kindergesundheit", auf den sich im Rahmen des diesjährigen BILD-Kindergesundheitsgipfels mehr als 100 Expertinnen und Experten aus Medizin, Krankenkassen und Politik verständigt haben, waren auch Fachleute der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) beteiligt. Um was geht es im Einzelnen?
Zentrale Schaltstelle für die Umsetzung ist das Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit, unter dessen Dach sich alle relevanten Akteure der Kinderheilkunde zusammengeschlossen haben. Dabei sind für die DGSPJ aus den drei zentralen Handlungsfeldern, in denen ein 11-Punkte-Maßnahmenpaket geschnürt wurde, vier Punkte besonders relevant.
Diese 4 Punkte stammen aus den definierten Handlungsfeldern "Kinder immer mitdenken" und "Verhältnisprävention stärken" sowie "Medizinische Versorgung verbessern". Es sind dies im Einzelnen:
- Fairer Zugang zu früher Bildung,
- Bessere Vernetzung von Jugendhilfe, Schulen und Gesundheitssystem,
- Kinder und Jugendliche vor Alkohol, Tabak und Cannabis schützen, und
- Schulen und Kitas als Orte der Gesundheitsförderung fest verankern.
"Hierfür ist uns insbesondere die flächendeckende Implementierung von Schulgesundheitsfachkräften zur Vermittlung von Gesundheitskompetenz und Förderung der Inklusion chronisch kranker Kinder besonders wichtig", erläutert Prof. Dr. Heidrun Thaiss, Präsidentin der DGSPJ.
Beim Maßnahmenpaket "Fairer Zugang zur frühen Bildung" lehnt sich die DGSPJ an die Forderungen des Deutschen Kinderbulletins an, an der die beiden Vorstandsmitglieder Dr. Ulrike Horacek und Dr. Andreas Oberle beteiligt sind. Die zentralen Forderungen lauten hier:
- Verbesserung der Qualität frühkindlicher Förderung und Vernetzung der Angebote
- Aufsuchende Betreuung der betroffenen Familien durch kompetente Sozialraumlotsen zur kontinuierlichen familiären Beratung, Terminbegleitung etwa zu den Kindervorsorgen oder für die U3-Kitaplatzbeschaffung
- Bedarfsgerechte Mittelerhöhung für die Frühen Hilfen
Beim Handlungspaket "Jugendhilfe, Schulen und Gesundheitssystem besser vernetzen" setzt die DGSPJ insbesondere auf die Stärkung des ÖGD als optimale Schnittstelle aller 3 Sektoren. Dafür sollte die Anzahl der Stellen im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD) deutlich aufgestockt werden, was im Rahmen des "Pakts für den ÖGD" bislang noch nicht in ausreichendem Maße geschehen ist. Diese Aufstockung ist nicht nur im ärztlichen Bereich, sondern auch für Schulgesundheitsfachkräfte, Gesundheitslotsinnen und Fachkräfte für Ernährungsberatung weiter dringend geboten.
Beim Maßnahmenpaket "Schutz vor Alkohol, Tabak und Cannabis verbessern" geht es insbesondere um den steten Hinweis auf Alkohol als Zellgift und damit Gefahr für den wachsenden Organismus (insbesondere in der Schwangerschaft zur Vermeidung des fetalen Alkoholsyndroms), um den Schutz von Kindern vor Tabakrauch, z. B. in geschlossenen Räumen wie im Auto, und um die Aufhebung der Cannabislegalisierung zur Vermeidung irreversibler Psychosen insbesondere im Jugendalter.
Und schließlich misst die DGSPJ der Forderung "Impfungen als Grundpfeiler der Prävention etablieren" einen sehr hohen Stellenwert bei. Dafür sollen im Herbst vom Nationalen Aktionsbündnis Impfen künftige Handlungsoptionen, insbesondere für die HPV-Impfung, klar formuliert werden. Dazu zählen unter anderem:
- Impfangebote anlassbezogen und niedrigschwellig im persönlichen Umfeld integrieren
- Impfaufklärung und -kommunikation zielgruppenspezifisch digitalisieren
- Impfprogramme in Schulen mit gezielten Einladungsstrukturen ausbauen
Alle Handlungsfelder haben laut Heidrun Thaiss eine Gemeinsamkeit: Es mangelt nicht an Erkenntnissen, sondern an den notwendigen Umsetzungsschritten. Die DGSPJ möchte daher im Rahmen dieses "Pakts für Kinder- und Jugendgesundheit" unter dem Dach des Bündnisses für Kindergesundheit ihren konkreten Beitrag leisten, damit diese Lücke geschlossen wird, um das nach wie vor nicht erreichte "bestmögliche Umfeld für ein gesundes Aufwachsen" zu ermöglichen.
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Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2025; 96 (6) Seite 469-470
