Die diesjährige Mitgliederversammlung der DGSPJ fand am 14. 09. 2016 im Rahmen der 68. Jahrestagung der DGSPJ in Hamburg statt und hinterließ diesmal einen ganz eigenen, besonderen Spirit.

Eine überaus erfolgreiche Wahlperiode für den sechsköpfigen Vorstand der DGSPJ ging zu Ende. Bereits der gut gefüllte Saal F im Hamburger Kongresszentrum ließ Gutes erahnen. Man hatte auch nicht den Eindruck, dass nur notwendige Formalien und Regularien „abgearbeitet“ werden mussten, sondern es war auch irgendwie ein „sozialpädiatrischer Gemeinschaftsgeist“ zu spüren. Dies begann bereits mit der am Anfang zelebrierten Verleihung der Ehrenmitgliedschaften der Fachgesellschaft.

In den Laudationes für die Geehrten – Prof. Fuat Aksu (Datteln), Dr. Klaus-Peter Herberg (Kassel) und Dr. Peter Keller (Berlin) – sowie bei deren Dankesreden wurde deutlich, dass hier 3 Vertreter der klinischen Sozialpädiatrie in ihrem beruflichen Wirken ihr ganzes ärztliches Können grenzüberschreitend und wiederum verbindend in die alltägliche Behandlung der ihnen anvertrauten Kinder und ihren Familien gelegt haben. Es waren nicht die Einzelleistungen, sondern die Breite und die Kontinuität in ihrer Tätigkeit, die die Sozialpädiatrie somit in den letzten Jahrzehnten spürbar voran gebracht haben.

Resümee des Präsidenten

Dr. Christian Fricke (Hamburg) als Präsident der DGSPJ stand es nun zu, in seinem Bericht ein Resümee der 4-jährigen Tätigkeit des Vorstandes darzustellen. Gemeinsam mit seinem Vizepräsidenten, Dr. Helmut Hollmann (Bonn), haben beide in unermüdlicher und ehrenamtlicher Arbeit neben den von ihnen geleiteten medizinischen Einrichtungen Wesentliches vorangetrieben. Innerhalb der klinischen Sozialpädiatrie war die Revision des Altöttinger Papiers mit der Öffnung der Sozialpädiatrischen Zentren für chronisch kranke Kinder und Jugendliche mit sozialpädiatrischem Behandlungsbedarf genauso wichtig wie die Etablierung des Stufenkonzeptes der Behandlung von Entwicklungsstörungen in der ambulanten Praxis und im SPZ als verbändeübergreifende Arbeitsorganisation zum Vorteil für die Patienten und ihre Familien (IVAN-Konzept). Dazu gehörte auch die Etablierung des Curriculums „Entwicklungs- und Sozialpädiatrie für die kinder- und jugendärztliche Praxis“, was von der Bundesärztekammer als zertifizierte Fortbildungsmaßnahme anerkannt wurde und mittlerweile ein großer Teil der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte absolviert hat.
Des Weiteren ist im Zentralen Qualitätsarbeitskreis der BAG-SPZ eine Weichenstellung hin zur Versorgungsforschung erfolgt. In der Wirkung nach außen wird auf der verbandspolitischen Ebene die DGSPJ wesentlich stärker wahrgenommen. Trotz der deutlich geringeren Größe im Vergleich zu den „großen Partnern“ BVKJ und DGKJ sind sozialpädiatrische Stellungnahmen hoch geschätzt. Dies hängt auch damit zusammen, dass durch die kontinuierliche Arbeit in der DAKJ diese Themen immer wieder präsent waren. An den weiteren Themenkomplexen wie Frühe Hilfen, Zusammenarbeit in der GKinD e. V., Engagement bei der spezifischen Ausbildung für Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen sowie bei der Eingliederung der „Kaiserin Auguste-Victoria-Gesellschaft“ für Prävention in die DGSPJ lässt sich erkennen, dass der Vorstand der DGSPJ konzeptionell breit aufgestellt war und kontinuierlich mit weiteren Akteuren der DGSPJ den sozialpädiatrischen Gedanken in die entsprechenden Gremien hineingetragen hat.

Positive Bilanz

Präsident Fricke zog daher berechtigterweise insgesamt für den scheidenden Vorstand eine positive Bilanz, ohne zu vergessen, dass dies alles nur als Teamleistung und mit viel Eigenengagement zu erreichen war. Hierzu trug auch der scheidende Schatzmeister Dr. Carsten Wurst (Suhl) in seinem Bericht bei, weil schnell klar wurde, dass diese Gesellschaft auch solide gewirtschaftet hat. Dennoch war man sich einig, dass die Anforderungen der Gegenwart und der Zukunft nur mit einem höheren Maß an Professionalität gemeistert werden können. Entsprechende Weichenstellungen, die künftig auch eine Vergütung der aufwendigen Vorstandsarbeit mit einschließen, brachte der scheidende Vorstand dann auch mit der Änderung der Satzung der DGSPJ in Gang, dem sich alle 62 anwesenden DGSPJ-Mitglieder (bei einer Enthaltung) anschlossen.
Auch mit der Neuwahl des neuen Vorstandes, der nun ab 01. 01. 2017 für 3 Jahre die Geschicke der DGSPJ lenken soll, wollte man die Breite der Sozialpädiatrie personell vertreten sehen. Und da zeichneten sich bereits im Vorfeld eine ganze Reihe personeller Änderungen ab. Christian Fricke (Präsident) und Helmut Hollmann (Vizepräsident) traten nicht wieder an, da auf sie weiterhin viel Arbeit in den von ihnen geführten Einrichtungen wartet. Dr. Heidrun Thaiss ist mittlerweile zur Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aufgestiegen und wird künftig in dieser Funktion den sozial­pädiatrischen Gedanken weitertragen. Der Dienstälteste des Vorstandes, Carsten Wurst, hat 12 Jahre die Finanzen zusammengehalten und vermehrt, sodass auch er nun neue Projekte in Suhl wieder verstärkt in den Fokus rücken kann. Die Mitgliederversammlung brachte ihren Dank an den scheidenden Vorstand mit einem herzlichen und lang anhaltenden Applaus zum Ausdruck.

Neuer Vorstand der DGSPJ

Für den neuen Vorstand verbleiben als Beisitzer und somit auch Garanten für eine Kontinuität Dr. Ulrike Horacek (Recklinghausen) und Prof. Dr. Knut Brockmann (Göttingen). Als neue Präsidentin wurde Prof. Dr. Ute Thyen (Lübeck) gewählt. Unterstützt wird sie durch Dr. Andreas Oberle (Stuttgart) als Vizepräsident, Dr. Christoph Kretzschmar (Dresden) als Schatzmeister sowie Prof. Dr. Volker Mall (München) als Schriftführer. Alle Vorstandsmitglieder wurden einstimmig gewählt.

Was war das für ein Geist, der diese zweieinhalb Stunden dauernde Mitgliederversammlung einem so kurzweilig erschienen ließ? Gelebte Sozialpädiatrie!

Dr. Christoph Kretzschmar


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2016; 87 (6) Seite 405-406