Oft erleben Kinder mit Migrationsstatus die Kita als einsprachigen Bildungsort. Wie das Potenzial der Mehrsprachigkeit besser genutzt werden kann, wird in dem Konzept "Translanguaging" vorgestellt.

Mehrsprachiges Aufwachsen gehört nicht erst seit den jüngsten Fluchtbewegungen zur Realität im Einwanderungsland Deutschland: Doch oft erleben Kinder mit Migrationsstatus die Kindertageseinrichtung als einsprachigen Bildungsort, an dem ihre Familiensprache nicht berücksichtigt wird und das bislang erworbene Sprachrepertoire keine Rolle spielt.

Vor diesem Hintergrund hat Frau Prof. Dr. Argyro Panagiotopoulou (Universität zu Köln, Lehrstuhl für Bildung und Entwicklung in Früher Kindheit) im Auftrag der Weiterbildungs­initiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) eine Expertise verfasst, die beschreibt, wie das Potenzial der Mehrsprachigkeit von Kindern und pädagogischen Fachkräften besser genutzt werden kann, um die frühkindliche Sprachentwicklung zu unterstützen. Die Publikation gibt einen Einblick in die gelebte Mehrsprachigkeit und stellt das Konzept „Translanguaging“ vor: Das Mischen von Sprachen, das mehrsprachig Aufwachsende im Alltag selbstverständlich anwenden. Die Autorin plädiert dafür, „Translanguaging“ als legitime Sprachpraxis und Strategie bei einem dynamischen Spracherwerb zu betrachten: „Das Repertoire mehrsprachig aufwachsender Kinder muss als integrales Ganzes gesehen werden und darf nicht nach monolingualen Maßstäben bewertet werden“, meint Panagiotopoulou.

Die erste Sprachwelt eines Kindes bilde eine Plattform für die Entwicklung der quersprachigen Kompetenz. Bildungseinrichtungen forderte sie deshalb auf, respektvoll mit den familialen Sprachwelten der Kinder umzugehen. Die Realisierung einer inklusiven sprachlichen Bildung bedeute, mono- und quersprachige Sprachpraktiken zu würdigen sowie alle Kinder als angehende Mehrsprachige anzuerkennen und sie bei ihrem natürlichen Sprachenerwerb zu unterstützen.



Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2017; 88 (2) Seite 82