Die Erkenntnisse sind nicht neu, wurde aber jetzt in einer über 35 Jahre laufenden Longitudinalstudie nachhaltig bestätigt: Im Vergleich zu termingerecht geborenen Altersgenossen haben Frühgeborene jahrzehntelang häufiger psychische und somatische Probleme sowie ein höheres Risiko für kardiometabolische Probleme.
Die RHODE (Rhode Island Cohort of Adults Born Preterm)-Studie ist das bislang am längsten ausgedehnte Forschungsvorhaben zum Thema „Frühchen Gesundheit“ weltweit. In der University of Rhode Island in Kingston wurden hierfür Personen der Geburtsjahrgänge 1985 bis 1989 über 35 Jahre nachbeobachtet. Mit einbezogen wurden dabei zum einen 158 Frühgeborene (Gestationsalter zwischen 24 und 36 Wochen) mit einem Geburtsgewicht unter 1.820 g und als Kontrollgruppe 55 normalgewichtige fristgerecht Geborene.
Die Ergebnisse waren eindeutig: Frühgeborene mit einer höheren Exposition gegenüber Gesundheitsrisiken in der Kindheit hatten auch ein erhöhtes Risiko für Internalisierungsstörungen im Erwachsenenalter. Psychische Probleme wie Ängste, Depressionen und somatische Beschwerden nahmen bei ihnen zwischen dem 17. und 35. Lebensjahr deutlich stärker zu als bei den termingerecht geborenen Säuglingen in der Kontrollgruppe. Bis zum 35. Lebensjahr waren bei den ehemaligen Frühchen weitere Auffälligkeiten nachweisbar:
- häufiger Bluthochdruck und Dyslipidämien (niedriges HDL, erhöhte Triglyzeride)
- erhöhtes Aufkommen einer zentralen Adipositas
- geringere Knochendichte
Die Ergebnisse untermauern die Notwendigkeit nach einem intensiveren psychologischen Monitoring bei Frühgeborenen und nach speziellen Präventionsprogrammen sowie evidenzbasierten Leitlinien für ein Screening für ehemals Frühgeborene, um deren Gesundheitsproblemen möglichst frühzeitig vorbeugen zu können. Dies ist insbesondere auch deshalb notwendig, weil die aktuellen Daten auch auf ein erhöhtes Frakturrisiko bei Frühgeborenen hindeuten.
Raimund Schmid