Die pandemiebedingten Schul- und Kitaschließungen bringen viele Familien an ihre Grenzen und gefährden die Entwicklungs- und Bildungschancen der Kinder. Kinder- und Jugendpsychiater fordern daher mehr Unterstützung für besonders belastete Familien.

Die Auswirkungen betreffen vor allem sozial schwächere Familien. Fachleute befürchten zudem eine mögliche Gefährdung des Kindeswohls, da in der Zeit des Lockdowns aus Angst vor Ansteckung ärztliche Leistungen deutlich weniger in Anspruch genommen wurden. Gefährdete Kinder könnten daher möglicherweise übersehen werden. Die Inanspruchnahme der Kinderschutz-Hotlines durch Praxen und Kliniken ging in dieser Zeit um ein Drittel zurück.

Wie es um die psychische Verfassung von Kindern und Jugendlichen steht, wurde in Hamburg anhand von Daten zum Belastungserleben und zu psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen untersucht. Fachleute befragten über 1000 Kinder und Jugendliche, von denen zwei Drittel angaben, sich sehr durch die Pandemie belastet zu fühlen.

Sie klagten über eine Verschlechterung der Lebensqualität, einen Rückgang der Lebenszufriedenheit und über psychosomatische Probleme wie Gereiztheit, Einschlafprobleme und Kopfschmerzen. Als besonders belastet zeigten sich die Kinder von psychisch kranken Eltern. Als ein wesentlicher Schutzfaktor erwies jedoch sich ein guter familiärer Zusammenhalt.

Hilfreich sind darüber hinaus jugendgemäße digitale Hilfsangebote wie das von der LMU Ludwig-Maximilians-Universität München entwickelte Infoportal „Corona und Du.“ Dort finden Jugendliche zielgruppengerecht aufbereitete Informationen, Tipps und Hilfen zur Prävention und zum Umgang mit psychischer Belastung in der Corona-Krise. Auch im Therapiebereich gibt es erste erfolgversprechende Ansätze wie videotherapeutische Psychotherapiesitzungen.


Katharina Maidhof-Schmid